Schritte - das sinnvolle Setzen der Füße
- Schritte – sinnvolles Setzen der Füße
Alles Bewegungen, bei denen wir die Füße versetzen werden hier als Schritte bezeichnet.
Die meisten Kämpfe werden mit den Füßen gewonnen.
Setzt Du die Füße falsch, dann verlierst Du das Gleichgewicht, gehst Du an die falsche Stelle und damit in die falsche Mensur, dann verlierst Du den Kampf.
Eine gute Beinarbeit ist also unerlässlich.
In der Selbstverteidigung sind die Anforderungen an die Beinarbeit zunächst einmal niedrig.
Es macht wenig Sinn, besonders große Schritte zu machen, die Füße weit über den Boden zu heben oder sonst etwas Besonderes zu tun.
Wir haben es selten mit einem glatten Hallenboden zu tun und auch in einem Boxring oder auf einer Mattenfläche bewegen wir uns nie.
Wir müssen mit dem Untergrund zurechtkommen, den wir vorfinden.
D.h. ebenso auf einer Schotterstraße, wie auf einer nassen Wiese, auf Asphalt, oder ein frisch gebohnerter Boden in einer Gaststätte.
Es geht also darum ein Bewegungsschema zu erlernen, dass unter den verschiedensten Bedingungen funktioniert.
Wichtig ist nur, dass die Knie leicht gebeugt sind und niemals durchgedrückt. Sonst werden viele der vorher vorgestellten Körperbewegungen unmöglich.
Wir tänzeln nicht auf den Zehenspitzen und das Gewicht liegt auch nicht auf den Fersen.
Wir hüpfen nicht oder hoppeln durch die Halle.
Wir haben immer mindestens einen Fuß auf dem Boden.
- Im Idealfall stehen wir mit beiden Füßen auf dem Boden.
- Im Normalfall ist das Gewicht auf beiden Beinen gleich verteilt.
Einige Anmerkungen zu den nachfolgenden Darstellungen
- Dargestellt werden hier die Schritte in eine Bewegungsrichtung. Meistens nach vorne, auf den Gegner zu. Wir gehen mal davon aus, dass Du verstehst, dann Du den gleichen Schritt, bzw. die gleiche Schrittfolge auch nach hinten machen kannst.
- Auch wenn alle diese Schritte nur nach vorne dargestellt sind, kannst Du sie natürlich auch zur Seite machen. Wesentlich ist, dass Du Dich in einer guten relativen Position zum Gegner befindest, d.h. nach Möglichkeit auf der Rechten Seite und höchstens in der Nahen Mensur.
- Die Schrittweite (Schrittlänge) richtet sich natürlich auch nach den Gegebenheiten. Sie ist also mal wieder davon abhängig, wie Du am einfachsten in eine gute relative Position und in die richtige Mensur kommst.
Grundsätzlich gilt: mache eher kleine Schritte, als zu große.
Eine Schrittlänge die größer ist, als die Schrittweiter die Du gewohnt bist, bringt Dich immer aus dem Gleichgewicht.
Mache also immer eher zwei keine Schritte als einen zu großen. Große Menschen haben meistens auch eine größere Schrittweite. Bist Du kleiner als Dein Gegner musst Du halt mehr Schritte machen als er.
Der (einfach) gerade Schritt (Ganzer Schritt)
Der Schritt erfolgt immer indem wie beim natürlichen gehen, ein Schritt gemacht wird. Wichtig ist: Es handelt sich um einen natürlichen Schritt.
Er ist nicht größer, als der Schritt, den Du beim natürlichen gehen machst – aber auch nicht kleiner.
Es ist einfach ein Schritt.
Natürlich hat jeder Mensch seine eigene Schrittlänge. Die musst Du auch nicht ändern.
Der Schritt kann natürlich in verschiedene Richtungen gemacht werden. Wenn Du auf etwas zugehest, dann zeigt der vordere Fuß in Deine Bewegungsrichtung. Der hintere Fuß wird. wenn Du stehst gerne in einem Winkel von bis zu 45 Grad zur Seite gedreht. Wobei auch dieser Winkel individuell ist und von jedem Menschen „so ähnlich“ gemacht wird.
Beachte, dass ein gerader Schritt immer mit einem „Auslagenwechsel“ verbunden ist.
Ist Dein rechtes Bein vorne, dann ist auch Deine rechte Hand die Führungshand. Einen Jab schlägst Du dann also mit rechts. Ist Dein linkes Bein vorne, dann ist Deine Führungshand die Linke. Einen Jab schlägst Du also mit links.
Gehst Du rückwärts, dann macht Du den Schritt nach hinten. In dem Fall setzt Du den vorderen Fuß zuerst nach hinten.
Auslagenwechsel (Schrittwechsel)
Der Auslagenwechsel sollte zunächst einmal ohne eine Veränderung der Mensur geübt werden.
Das ist für die meisten Menschen zunächst ungewohnt, da eine Auslagenwechsel ja bei jedem Schritt stattfindet. Es ist sehr sinnvoll diesen Auslagenwechsel zu beherrschen. Deine Füße müssen arbeiten, ohne dass Du Dich auf sie konzentrieren musst. Die Bewegung muss also vollkommen intuitiv und aus dem Unterbewusstsein richtig erfolgen.
Während eines Kampfes hast Du keine Zeit Dir um Deine Füße Gedanken zu machen.
Die meisten Kämpfer haben eine Lieblingsseite für ihre Führungshand. Die meisten Rechtshänder bevorzugen es die linke Hand als Führungshand zu nutzen und die stärkere rechte Hand als Deckungshand und für einen besonders starken Cross zu halten. Linkshänder verwenden gerne genau die umgekehrte Position.
Ganz ungeübte Kämpfer machen diesen Auslagenwechsel unbewusst, sobald auf Dich zugehen.
Wechselst Du die Auslage – ohne die Mensur zu verändern – sind die meisten Aggressoren ein wenig verwirrt.
Für diese stimmt dann auf einmal die ganze Ausrichtung nicht mehr. Und wenn es gut läuft erkenne sie noch nicht einmal was sich verändert hat.
Steppschritt / Fechtschritt / Halber Schritt
Er wird auch als Fechtschritt oder Halbschritt bezeichnet. Es ist die Schrittfolge, in der Du Dich meistens bewegst. Die du verwendest um deine Mensur an die Mensur des Gegners anzupassen ohne die Auslage zu verändern.
Ob der hinter oder der vordere Fuß zuerst gesetzt wird, kommt auf die Situation an.
Meistens wird der vordere Fuß zuerst nach vorne gesetzt und dann der hintere, wenn Du Dich schnell auf einen Gegner zubewegen möchtest.
Willst Du eher unauffällig die Mensur verkürzen, d.h. Dich quasi anschleichen, dann dann wirst Du den hinteren Fuß zuerst bewegen.
Ein geübter Fechter kann sich in Stepp-Schritten genau so schnell vor und zurück bewegen, wie mit normalen Schritten. Das ist nur eine Frage der Übung.
Bei diesem Schritt findet kein Auslagenwechsel statt.
Das ist auch der Grund, dafür, dass wir ihn in der Selbstverteidigung recht häufig verwenden.
Der Steppschritt wird immer verwendet, wenn wir die eine kleine (oder auch größerer) Anpassung an die Mensur des Gegners verwenden oder nach hinten auszuweichen, wenn er sich nähert.
Auf für kleinere Richtungswechsel und Anpassung gemacht werden, verwenden wir den Fechtschritt.
Steppschritt sind das, was alle Kämpfer machen, wenn sie auf die kleinen Mensurwechsel der Gegner reagieren oder die sie verwenden um die Mensur selber zu verkürzen.
Auslagenwechsel mit einem Seitschritt
Dieser Auslagenwechsel kann auch als Schritt zur Seite genutzt werden. Damit ist einer Halbschrittdrehung recht ähnlich und kann ähnlich genutzt werden, allerdings mit einem Auslagenwechsel. Gehst Du gleichzeitig auf den Gegner zu, hast Du einen Weg zum Durchlaufen.
Du gehst dann mit dem hintern Fuß zuerst (Siehe 1) und ziehst dann den wie in 2 gezeigt, den anderen Fuß nach. Du machst dann zunächst einen weiten Schritt und dann eine Drehung mit dem hinteren Fuß.
Eine interessante Variante findet sich im Muay Thai (Quelle: Anthony J. Yuan: Muay Thai; The Footwork). Es wird hier als bezeichnet.
Film fehlt??: Auslagenwechsel, Seitschritt Auslagenwechsel, Zig Zag Schritt
Halbschritt-Drehung (Schrittdrehung, 90 Grad)
Die Halbschritt-Drehung (Schrittdrehung) ändert den Winkel, in dem Du zum Gegner stehst, die Auslage und die Entfernung zum Gegner. Mit diesem Schritt weichst Du zunächst dem Gegner aus (siehe 1) und drehst dann Deinen Körper aus seiner Linie (Siehe 2).
Nach der Schrittdrehung stehst Du neben dem Gegner.
Du stehst also an seiner Seite.
Wenn es Dir dabei gelingt die Türe zu schließen, hast Du ihn zumindest für eine kurze Zeit unter Kontrolle.
Eine Übung mit dem Tennisball zu 90 Grad Drehung findet Ihr hier.
Schrittdrehung (45 Grad)
Dieser Halbschritt-Drehung verwendest Du auch um indes einem Angriff auszuweichen und einen Gegenangriff gleichzeitig zu führen (z.B. beim Zornhau).
Eine schönere Darstellung für einen 45 Grad-Schritt in der linken und rechten Variante zeigt die folgenden Bilder.
Quelle: Anthony J. Yuan: Muay Thai; The Footwork
Bei der Halbschrittdrehung findet kein Auslagenwechsel statt.
Diese 45 Grad „Drehung“ ist eine der besten Formen um mit einem unerfahrenen Angreifer umzugehen. Er wird nicht verstehen, was genau hier passiert – aber er wird nie das Ziel so haben, wie er es gerne möchte. Mit einiger Übung, kannst Du jedem Angriff ausweichen und gleichzeitig in der Reichweite für Deinen Gegenangriff zu sein.
Gehst Du mit diesem Schritt nach hinten, dann kannst Du seinem Angriff wesentlich effektiver ausweichen, als wenn Du einfach nach hinten ausweichst.
Geht Du mit dem Schritt auf den Gegner zu, dann bist Du beim Durchlaufen.
Eine Film zur Übung am Doppelbandball zur diesem Schritt findest Du hier. Eine ähnlich Übung für den Tennisball findet Ihr hier.
?? Film 45 Grad in der Anwendung
Der Ausfall
Der Ausfall ist, wie der Name schon sagt, ein „kontrollierter Fall“. Du ziehst dir das vordere Bein weg und drückst mit dem hinteren Bein nach vorne. Dabei fällst Du auf den Gegner zu.
Der Ausfall hat große Ähnlichkeit mit einem „normalen Schritt“ und ist doch etwas ganz anderes.
In diesem System kombinieren wir fast jede Armtechnik mit einem Ausfall. Dadurch wird in jeden Angriff das Körpergewicht, das fällt, hinzugenommen.
Der Ausfall ist einerseits ein Weg um eine große Mensur zu überwinden und andererseits eine Methode um das Körpergewicht zusätzlich zu der eigenen Körperkraft einzusetzen. Hast Du wenig Kraft, kannst Du mit einem Ausfall einen schwereren und stärkeren Gegner trotzdem aus dem Gleichgewicht bringen.
Die Mensur Veränderung kann durch einen Ausfall extrem groß sein. Sie kann aber auch nur wenige Zentimeter betragen.
Die Weite eines Ausfalls ist für die Kraftentwicklung nicht entscheidend.
Wichtig ist nur, dass das eigene Körpergewicht auf den Gegner zu fällt, während Deine Faust, Dein Ellenbogen, Deine offene Hand ihn trifft.
Bei einem Ausfall werden Rudern und Pendeln nach vorne, zumeist miteinander kombiniert.
Ein Ausfall kann auch als eine extreme Form der Waage verstanden werden. Dabei gehst Du dann im Prinzip in der Waage nach vorne, während Du Dir selber den vorderen Fuß wegziehst.
Wesentlich weniger auffällig kann er auch auf eine sehr kurze Entfernung gemacht werden.
Drehen auf der Stelle – wenn er sich um Dich herum dreht
Manchmal stimmt die Mensur einfach. Aber die meisten Gegner neigen dazu um Dich herum zu laufen. Meistens versuchen sie dabei auf Deine Seite zu kommen und so eine bessere Angriffsposition zu bekommen.
Die einfachste – und Kräfte sparendste Möglichkeit darauf zu reagieren: Drehe Dich einfach um Deinen vorderen Fuß.
Dabei wird der vordere Fuß auf der Stelle gedreht, während der hinter in die Bewegungsrichtung des Gegners versetzt wird.
Du wechselst hier weder die Auslage, noch veränderst Du die Mensur.
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