"Nicht Waffen" in der Aktiven Selbstverteidigung
Waffen
Waffen im Sinne des Deutschen Waffengesetzes sind alle Gegenstände, die dafür geschaffen wurden Menschen zu verletzen.
Es macht also einen großen Unterschied vor Gericht, ob Du ein Küchenmesser verwendest oder ein Kampfmesser. Das Kampfmesser ist kein Werkzeug. Das Küchenmesser schon.
(Aber Achtung: beide darfst Du nicht führen. Also schau zunächst mal in das Waffengesetz, bevor Du anfängst ein Messer bei Dir zu tragen.)
Wir gehen hier davon aus, dass wir Gegenstände zur Verteidigung nutzen, die keine Waffen im Sinne des Waffengesetzes sind.
Es sind Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Werkzeuge und ähnliches. Oder alles, was Du in Deiner unmittelbaren Umgebung findest und zu Deiner Verteidigung verwenden kannst.
In dem Kapitel „Spezielle Waffentechniken“ findest Du unter Anderem eine Reihen von „Gebrauchsanleitungen“ für solche Alltags-Nicht-Waffen.
Die gerne als Verteidigungswaffen verkauften Sachen, wie Pfefferspray, CS-Gas, Schreckschusswaffen, etc. halten wir für die Selbstverteidigung eher ungeeignet.
Wirkungsvolle Sachen wie Teleskopschlagstöcke, Messer mit einer längeren Klinge, Butterflymesser, Einhandmesser, Schlagringe, etc. sind dem gesetzestreuen Bürger ja verboten.
Sie stehen nur den kriminellen zur Verfügung, die Strafen wegen Ordnungswidrigkeiten sowieso nicht zu fürchten haben.
Grundsätzlich gilt, dass eine Waffe die länger ist auch einen größeren Abstand zu Gegner ermöglicht.
Deswegen ist länger immer besser.
Allerdings braucht eine länger Waffe auch mehr Platz um ihre Wirkung zu entfalten. Natürlich kommt das Problem hinzu, dass diese Waffe auch transportiert werden muss, was mit zunehmender Länge schwieriger wird.
Wenn Du natürlich vor einem Kampf etwas passendes findest, ist da sehr positiv.
Wichtig ist, dass die Waffe über die notwendige Stabilität verfügt, damit sie bei der Benutzung nicht bricht oder in deiner Hand zersplittert.
Ein Kölsch Glas als Waffe zu benutzen enden meistens mit zerschnittenen Fingern.
Hier einmal ein paar Beispiele für solche sehr kurzen „Nicht-Waffen“.

Zum Einsatz von „Nicht-Waffen“
Evi ist 45 Kg schwer und kleiner als 1,6 Meter, außerdem ist sie über 50.
Und natürlich zeigt jeder Selbstverteidigungskurs für Frauen, dass meine Frau gegen jeden größeren, schwerer und stärkeren Gegner ankommen kann.
Und natürlich habe wir das mit entsprechender Schutzausrüstung ausprobiert und in der Theorie hat das wunderbar funktioniert.
– Also, solange, wie wir uns genau an die Anweisungen des Frauen-Selbstverteidigungs-Trainer gerichtet haben, der Angreifer genau so angreift, wie er angreifen soll und genau an den Stellen nicht so fest gepackt und nicht so fest geschlagen hat, weil er ja der Frau eigentlich nichts tun wollte.
Wenn wir dann das ganze etwas realistischer gemacht haben, der Angreifer seine Kraft, sein Eigengewicht und mal ein wenig mehr seiner Schlagkraft verwendet hat, erwies sich das alles als wirkungslos.
Und mal realistisch betrachtet:
Glaubt wirklich irgend ein Mensch, dass ein kleiner, schwacher, wenig aggressiver Mensch in der Lage ist gegen einen größeren, aggressiven, mit Drogen vollgepumpten Menschen, der nebenbei auch noch regelmäßig „Menschen weh tun“ trainiert einfach so umhauen kann?
- Das eine Chance besteht, dass hier ein Faustschlag mit einer ungeübten Faust irgendeinen Effekt erzielt, der über ein müdes Lachen des Gegners hinaus geht.
- Gibt es wirklich jemanden, der glaubt, dass ein schwächerer Mensch ohne tägliches Training einen Hebel gegen eine stärkeren Menschen ansetzen kann?
Ist ein Hüftwurf gegen einen schwerer Menschen, der sich nicht werfen lassen will etwas anderes als Dummheit?
Wenn Du wenig Kraft hast, wirst Du ohne einen Kraftverstärker keinen wirkungsvollen Treffer setzen können.
Irgendwelche Techniken zum Lösen von Griffen machen keinen Sinn, wenn Du weniger Kraft hast als der Andere und keinen Gegenstand benutzt um die Kraft des Anderen zu brechen.
Andererseits vertreibt der Kugelschreiber, den Du dem Typen in den Oberschenkel rammst, wenn der Dich im Zugabteil begrabscht wahrscheinlich jegliches Lustgefühl.
Tust Du das mehrmals hintereinander, wird er Dir auch nicht mehr hinterher rennen können.
Die Amerikaner bezeichneten den ersten Colt Revolver als Peace Maker.
Warum?
Jeder, egal wie stark sie ist, hatte mit dieser Waffe die gleiche Chance.
Das machte jeder Angriff – auch gegen Schwächere – gefährlich und damit Risikoreich und für die meisten Angreifer damit Sinnlos.
– O.K. diese Theorie hat sich in der Realität nicht bewahrheitet.
Richtig daran ist aber: Mit einer Nicht-Waffe hast Du als Schwächerer eine Chance.
Ohne eine Waffe brauchst Du es überhaupt nicht versuchen. Gib einfach auf und lege Dich auf den Boden. Vielleicht wird es ja nicht so schlimm.
Auch gegen mehrere Gegner gewinnt der Hollywoodstar sicher, weil es so im Drehbuch steht.
Der Kampfsportler mit jahrelangem Training vielleicht.
Der ungeübte Mensch ohne Nicht-Waffe niemals.
Was Du findest – oder dabei hast
Das große Geheimnis der Nutzung von Nicht-Waffe liegt darin zu erkennen, was Dir für Deine Verteidigung nützlich sein kann und was Du gleichzeitig schnell zur Verfügung hast. – Am besten unmittelbar greifen kannst.
Merke Dir: Nur die Waffe, die Du in der Hand hast, nützt Dir.
Das Messer, das CS Gas oder was auch immer sich in Deiner Handtasche oder unten in Deiner Hosentasche befindet nützt Dir überhaupt nichts, weil Du es im Konfliktfall erst mal mühselig heraus holen musst.
Die beiden Hände, mit denen Du in Deiner Tasche kramst stehen Dir nicht mehr zur Verfügung um Dich damit zu schützen. Du kramst also nach einer Waffe und machst Dich damit schutzlos.
Sei aufmerksam. Achte auf Deine Umgebung und das was gerade so in Deiner Näher herum liegt. Und erkenne, welche Gegenstände für Deine Verteidigung geeignet sind.
Unterschiedliche Nicht-Waffen
Meistens ist es eine Frage der Länge und des Gewichts, wie etwas zu Deiner Verteidigung nutzbar ist.
Kurze kleine Gegenstände – etwas länger, als Deine Hand breit ist – werden dazu genutzt einen Hammerschlag zu verstärken.
Gegenstände die kürzer als Deine Hand Faust breit ist, z.B. Feuerzeuge, Autoschlüssel, etc. sind als Waffen eher nicht geeignet. Wenn Du damit schlägst oder stichst, wirst Du Dir Deine Hand verletzen. – Das ist sicher.
Ob Du damit eine Wirkung bei einem Angreifer erzielst – außer dass Du ihn noch aggressiver machst, als er bereits ist?
Das ist eher zweifelhalft.
Sind die Gegenstände größer, und eher Flach – wie ein Teller, ein Schmierbrettchen oder ein Handy, dann ist es sinnvoll damit eher zu stechen. Die Nutzung entspricht also dem Geraden Fauststoß.
Sin die Gegenstände größer, aber eher dünn und spitz, wie z.B. ein Zollstock oder ein großer Schraubenzieher, dann nutze sie wie einen Hammerschlag.
Aber auch alle Techniken, die Historischen Dolchkampf beschreiben sind, können nützlich sein.
Weiche Gegenstände, die größer sind, wie Kissen, Jacken, Decken, Taschen, Koffer, etc. sind weniger für eine aktive Verteidigung gegen einen Angreifer nutzbar. Sie sind aber sehr wirkungsvoll defensiv genutzt werden, um sich selber vor Angriffen mit Waffen zu schützen.
Gegenstände, die in ihrer Wirkung eher auf Schwung und Wucht beruhen, sind Glas- oder PET-Flaschen, Tischtelefone, Thermoskannen und ähnliches, die eher wie wie eine kurze Keule genutzt werden, aber auch mit einem Hammerschlag und Fauststoß genutzt werden können.
Auch große Gegenstände, wie Stühle, Bistro-Tische und ähnliches lassen sich sehr gut in einer aktiven Verteidigung nutzen, soweit Du vorher mit etwas ähnlichem vorher geübt hast.
Ganz klassisch sind natürlich alle Arten von Stöcken, von der Gehhilfe über den Spazierstock oder die Dachlatte.
Hierzu findest Du viel in dem Kapitel zu Stockkampf.
Länger ist nicht besser, wenn der Gegenstand zu lang ist und sehr ungleichmäßig in der Gewichtsverteilung.
Für Besen, Schrubber, Spaten und Hacken brauchst Du, für eine sinnvolle Nutzung zumindest einiges an Übung. Sie sind eher für große Räume oder im Freien gegen mehrere Gegner geeignet.
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