Huten
Grundstellung
Die Grundstellung ist bei allen Waffen ähnlich. Diese Grundstellungen bezeichnen wir als Huten.
Hier wird meistens die Perspektive aus eine Rechtsauslage gezeigt. Die Darstellung ist missverständlich. Es gibt keine Festlegung auf eine bestimmte Auslage. Es darf auch keine Präferenz für eine bestimmte Auslage geben. Du musst die wenigen Techniken, die es hier gibt, sowohl von links, als auch von der rechten Seite beherrschen. Anders formuliert: Du solltest sowohl aus der Rechtsauslage, also auch aus der Linksauslage handeln können.
In Richtung des Gegners bieten wir zwei Blößen. Die vordere Hand – Führungshand – zeigt auf den Kopf des Gegners und schützt gleichzeitig unseren Kopf. Die hintere Hand – Deckungshand – liegt am Körper an und deckt den Brust-Hals Bereich.
Die Beine sind etwas schulterbreit auseinander. Der vordere Fuß zeigt zum Gegner hin. Das Gewicht ist zwischen den Beinen gleich verteilt.
Der Kopf ist ein wenig abgesenkt, so dass der Hals durch das Kin geschützt ist und das Kin von der vorderen Schulter.
Die Führungshand kann näher am Kopf sein, etwas tiefer gehalten werden oder etwas mehr rechts oder links. Da sie sich sowieso ständig in Bewegung befindet und immer genau auf das Gesicht des Gegners zielt, ist diese Hut dynamisch zu verstehen.
Wenn wir diese Hut in das Hutensystem der Vier Huten im historischen Fechten einordnen, dann befindet sich sich irgendwo zwischen Vom Tag und Pflug.
Grundstellung und Bareknuckel Fighting – woher kommt diese Grundstellung
Die Grundstellung ist stark vom Bareknuckel Fighting – also dem Kämpfen ohne Handschuhe übernommen. Der Film zeigt sehr gut, warum Boxen mit und ohne Handschuhe ein unterschiedliches Bewegungsmuster bedingt.
Beachtet bitte auch, wie die Schläge gemacht werden und wie sie abgewehrt werden. Das wird bei Geraden Schlägen und bei der Abwehr mit Hieben wichtig.
Erläuterungen zur Grundstellung an BOB
- Bewegung im Relation zur:
- Mensur,
- Zentralllinie,
- Führungshand, Deckungshand,
- alternative Armhaltungen.
In dem oben stehenden Video – Was Du besser nicht machst und was gut ist zu tun.
- Die Führungshand zu weit vor dem Körper
- Was nützlich sein kann:
- Arme verschränken, Hand am Gesicht (Denkerposition),
- Arme verschränken,
- Cover,
- Daumen in der Weste,
- Hände unten für Schwinger,
- Hände über Kopf,
- Ellenbogen abstehend (Hühnchen),
- Auf der Zentralllinie des Gegners – oder leicht daneben?
- In Neben der Linie der Deckungshand – oder neben der Linie der Führungshand?
Alternative Grundstellung: Denkerhaltung
Das Problem bei der oben dargestellten Grundhaltung besteht darin, dass sie für den Gegner sehr aggressiv wirkt.
Das kann durchaus positiv sein, weil Du dem Gegner verdeutlichst, dass er mit einer Gegenwehr rechnen muss. Und vielfach hält ihn das davon ab Dich überhaupt anzugreifen.
Und wenn er Dich angreift hast Du die besten Chancen Dich zu verteidigen.
Eine andere Möglichkeit, die wesentlich weniger Aggressiv, sondern eher nachdenklich wirkt, liegt in dieser Denkerhaltung.
Deine Hände sind bereits oben. Damit hast Du eine Vielzahl an Reaktionsmöglichkeiten – sowohl defensiv, als auch progressiv.
Alles weitere zeigt Dir der nachfolgende Film.
Alternative Grundstellung: Arme vor der Brust verschränken
Auch diese Stellung führt dazu, dass Du die Hände noch ein einer relativ hohen Position hast, so dass Du auf Angriff reagieren kannst.
Die Stellung wirkt eher passiv, zurückhaltend, ablehnend.
Und ist eher statisch.
Die Deckung für Deinen Kopf und für Deinen Unterleib ist eher schlecht.
Aber Du hast relativ viele Möglichkeiten zu reagieren, bzw. zu agieren.
Alternative Grundstellung: Fuchteln
Fuchteln klingt nicht so schön, aber es beschreibt das Gemeinte recht gut.
Du redest mit den Händen, oder anders formuliert: Du bewegst die Hände während Du mit ihm redest.
Genaueres findest Du in dem Video.
Alternative Grundstellung: Leichter Körperkontakt
Eigentlich geht es um „das Fühlen, was der Gegner tut.“
Wenn Du ihn leicht berührst, oder wenn er Dich leicht berührt, dann merkst Du, wenn er sich bewegt und mit etwas Übung merkst Du auch, was er tun wird.
Das gibt die Möglichkeit seine Angriffe zu erkennen, bevor er diese ausführt.
Natürlich ist es nicht sinnvoll Menschen überhaupt so nahe an sich heran zu lassen, dass sie in der Lage sind Dich anzufassen.
Aber in Situationen, in denen einfach nicht genügend Raum ist um „eine Armlänge Abstand“ zu halten ist das manchmal die einzige Möglichkeit.
Nie ausholen
Bewege Dich immer so, dass Du aus jeder Position in der Du bist
- Angreifen kannst
- und
- Abwehren kannst.
Wenn Du ausholst, wird er Nachreisen.
Stehst Du zu bereit – damit tief – wirst Du langsam.
Kleine Bewegungen haben große Wirkung.
Langer Ort / Line Spend
Im historischen Fechten, gibt es eine Hut, die Langort oder Langer Ort genannt wird.
Wie bei allen Huten (Stellungen) handelt es sich nicht um eine Körperhaltung, in der Du länger verweilen solltest, sondern um eine Position, in der Du während eines Kampfes häufig „vorbeikommst“ und an der Du dann eine Entscheidung treffen kannst, wie es weiter geht.
Bei dem Langort sind Deine Arme ausgestreckt (bei einer einhändigen Waffe natürlich nur ein Arm) und das Schwert zeigt mit der Spitze direkt auf den Gegner. Es ist die Endposition eines Stiches.
Ohne Waffen ist es die Endposition eines geraden Fauststoßes, bevor Du die Hand wieder zurückziehst.
Im Fechten wird diese Position manchmal verwendet, um einen Gegner davon abzuhalten sich weiter zu nähern.
Hier liegt die Betonung aber auf: Manchmal, wenn der Gegner sehr unerfahren ist. Das gleiche mag gelten, wenn wir die Hand ausstrecken um einen schwächeren, unerfahrenen Menschen davon abhalten sich uns weiter aus „Armlänge“ zu nähern.
Aber in einem Kampf ist es eine Position, die wir kurzfristig einmal einnehmen – und dann möglichst schnell wieder verlassen.
Eine „Kampfposition“ ist nach dem hier zugrundeliegenden Konzept keine „Kampfstellung“, sondern eine Position, in der wir manchmal vorbeikommen. Es ist etwas, bei dem wir im Verlauf des Bewegungskonzeptes eine Entscheidung treffen, wie wir weiter vorgehen.
Das Verteidigungskonzept hier beruht auf dem schönen Wort Motus. Also Bewegung.
Stehe niemals still. Biete nie ein festes Ziel auf das sich Dein Gegner einstellen kann.
Jede Hut ist eine Ausgangsposition für einen Angriff und für eine Verteidigung. Jede der Huten ermöglicht es Dir Dich selber zu schützen und gleichzeitig den Gegner anzugreifen.
Der Lange Ort ist eher ein Angebot für den Gegner Deinen Arm zu greifen, irgendwelche Hebel anzusetzen, Deinen Arm zu greifen und Dich zu werfen und vieles Andere mehr.
Du bist immer in dieser Position, wenn Du einen Schlag in Deiner maximalen Reichweite ausgeführt hast, aber Du musst genau diese Position genauso schnell wieder verlassen.
Jeder Schlag, den Du führst, muss genau so schnell wieder in die Ausgangsposition zurückgeführt werden, wie er geschlagen wird.
Denn in dieser Position kannst Du keinen weiteren Schlag mehr ausführen. Du hast „Dein Pulver verschossen“ musst den Arm, das Bein, etc. erst einmal zurückziehen und so „wieder neue laden“.
Die „Hände mit aufrechten Handflächen vorstrecken“ und so einen Schutz vor Deinem Körper aufbauen.
Das wird wirklich in einigen Selbstverteidigungstrainings empfehlen.
Es soll einen Raum schaffen, den Du schützt und es soll dabei verdeutlichen, dass Du nicht kämpfen willst. Häufig wird Dir empfohlen dazu laut „halt, stopp“ oder ähnliches zu rufen.
Es gibt hier einige Varianten die empfohlen werden:
– Eine Hand mit angehobener Handfläche ausstrecken.
– Beide Hände mit angehobenen Handflächen ausstrecken.
– Die beiden Hände übereinanderlegen und mit angehobener Handfläche ausstrecken.
Jede dieser Variante ist einer der sichersten Wege von jedem – auch körperlich eindeutig unterlegenem Gegner – besiegt und vollständig kontrolliert zu werden.
Ein oder zwei Fingerhebel bringen Dich vollständig unter seine Kontrolle und ich kenne keine Technik, die Dir aus dieser Situation wieder heraus hilft.