Körperbewegungen
Körperbewegungen
Körperbewegungen – ich weiß, dass das ein blödes Wort ist – sind in den meisten Kampfsportarten zentral. Sie werden nur meistens nicht einzeln betrachtet, sondern im Zusammenhang mit komplexen Techniken. Körperbewegungen sind alle Bewegungen, die wir machen, ohne dass wir die Füße versetzen, also Schritte machen. Wir üben sie zumeist im Aufwärmtraining. Hier wird dann auffällig wie schwer sich einzelne Menschen damit tun.
Dieser Körperbewegungen können mit den Armtechniken, Huten und Schritten frei kombiniert werden – je nachdem was in einer bestimmten Situation sinnvoll ist. Jede Bewegung mit den Armen, jeder Schritt und jede sonstige Bewegung wird von einer solchen Körperbewegung unterstützt. Damit sind sie für dieses Selbstverteidigungssystem zentral.
Diese Körperbewegungen sind einerseits für das Gleichgewicht und andererseits für die Mensur wichtig.
Die Waage
Die „Waage“ ist ein Begriff aus dem historischen Fechten. Zumeist findet er sich bei der Beschreibung der Ringtechniken.
Die Waage wird für die Verteilung des Gewichtes zwischen dem vorderen – und dem hinteren Bein verwendet. Dabei wird das Körpergewicht von dem vorderen auf das hintere Bein verlagert und wieder zurück.

Wird das Gewicht mehr auf das Vordere Bein verlagert, verschieb sich nicht nur der Körperschwerpunkt, sondern der ganze Oberkörper nach vorne, das verringert gleichzeitig die Mensur zum Gegner. Gleichzeitig wird das hintere Bein entlastet, so dass Du mit dem hinteren Bein treten kannst.
Umgekehrt gilt, dass wenn das Gewicht auf das hintere Bein verlagert wird auch der Oberkörper nach hinten geschoben wird und sich der Abstand zum Gegner so vergrößert. Gleichzeitig wird durch eine Verlagerung auf das hintere Bein, das vordere Bein entlastet und damit eine Voraussetzung für einen Tritt mit dem vorderen Bein geschaffen.
Interessant ist die Waage auch für die Kraftentwicklung. Willst Du drücken, dann kannst Du das nur mit den Armen machen, aber dann wirkt auch nur die Kraft Deiner Arme. Nutzt Du die Waage zusätzlich, dann arbeitest Du auf einmal mit Deinem Körpergewicht nach vorne und zusätzlich mit dem Druck Deines hinteren Beines. Senkst Du dann noch ein wenig Deinen Körperschwerpunkt ab, indem Du etwas die Knie beugst, entwickelst Du wesentlich mehr Druck.
Dieser Effekt lässt sich gut nutzen, wenn Du schiebst oder drückst. Besonders wirkungsvoll wird das aber, wenn Du es bei den Techniken, die später als Stiche bezeichnet werden verwendest.
Der Film zeigt, wie die Waage zum Ausweichen gegen einen geraden Fauststoß verwendet wird.
Rudern
Rudern ist die zweite Grundbewegung. Rudern ist eine Bewegung, die mit Oberkörper, Hüfte und Knien durchgeführt wird. Dirk hat recht, wenn er sagt, dass es wohl eher die Bewegung von „Paddeln“ ist.
Beim Rudern drückt die eine Seite nach vorne und die Andere zieht gleichzeitigt nach hinten. Es ist also eine Druck-Zug Bewegung. Sie wird nicht nur mit dem Armen, sondern mit dem ganze Körper durchgeführt. Die Bewegung kommt aus der Hüfte und setzt sich über die Schultern zu den Armen fort.
Genau wie die Waage, mit der Rudern dann kombiniert wird, beeinflusst diese Ruderbewegung die Mensur. Gleichzeitig hat sie einen sehr großen Einfluss auf die Kraftentfaltung. Wenn Du ruderst, wären Due einen Stich ausführst, kommt zu der Kraft Deiner Arme noch die Kraft Deiner gesamten Oberkörpermuskulatur hinzu. Das gleiche gilt natürlich wenn Du ziehst oder wenn Du drückst.
Szene 1: Bertram zeigt hier, wie welchen Effekt Rudern auf die Mensur und die Wirkung eines Schlages hat.
Szene 2: Rudern aus der Grundstellung, wobei deutlich wird, dass die Mensur zum Ziel für die Führungshand und die Deckungshand gleich groß ist, wenn Du richtig ruderst.
Szene 3 Patschen: Hier wird gezeigt, wie Rudern in der Technik Patschen eingesetzt werden kann. Bertram ist zunächst im Nach, übernimmt dann durch Patschen die Initiative. Er gelangt so ins Vor und bleibt weiterhin im Vor. Prinzip Feuer
Szene 4 Halber Stock Rudern: Rudern und Boxen mit dem Halben Stock gehört zu den einfachsten Stocktechniken. Christian greift mit dem Geraden Fauststoß an. Durch das Rudern mit dem Stock, wird der Angriff nach inne abgewehrt. Die Tür wird so geschlossen. Durch das kontinuierliche Weiterrudern gelangt Bertram vom Nach durch Übernahme der Initiative ins Vor. Auch hier ist das Prinzip: Feuer.
Rolling
wird auch als „shedding“ bezeichnet (Quelle: Beaumont, Ned: Championship Streetfighting, S. 136).
Auch hier bist Du wieder in dem Prinzip Wasser.
Der Schlag trifft Dich – aber Du gehst in seine Bewegungsrichtung mit. Du gibst in seine Bewegungsrichtung nach. Du rollst mit der Bewegung. Die Energie verpufft in der eigenen Bewegung.
Wenn Du es sehr geschickt machst, dann kann Du über die Ruderbewegung die Energie nutzen um ihm mit einer Riposte zu antworten.
Schubsen und Ziehen
Schubsen und Ziehen (Reißen) sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Die Regel ist:
Ziehe, wenn Du geschoben wirst.
Schiebe, wenn Du gezogen wirst.
Anders ausgedrückt: Wir wehren uns nicht gegen die Kraft des Gegners – wir nutze sie.
Wenn er Dich also zieht: Dann gehe doch auf ihn zu (und nutze das)
Wenn er Dich schubst: Dann ziehe ihn (und drehe ihn entsprechend)
Schubsen
Schubsen klingt zunächst einmal nett.
Es gehört zu den ersten Grundtechniken, die wir lernen. Die gleiche Technik wird auch bei geraden Fauststößen verwendet.
Fauststoß = Schubsen im weiteren Sinne
Im Grunde ist jeder Faustschlag ein Schubsen.
Mit dem Fauststoß schiebst Du den Gegner nach hinten und damit:
- Aus dem Gleichgewicht und
- auf Deine Armlänge Abstand, (wobei er – wenn Du alles richtig machst – meistens mehrere Meter nach hinten stolpert)
- und versuchst mindestens einen blauen Flecken bei ihm.
Das Schubsen im engeren Sinne
Die Form des Schubsens, die wir verwenden ist eher ein Rammen des Gegners mit beiden Händen (oder der Schulter, oder mit dem Kopf) kombiniert mit einem Ausfall, so dass Du gleichzeitig die Kraft Deiner Beine, Dein Gewicht und die Kraft Deiner Arme einsetzt. Es hat auch etwas von einem Fauststoß mit beiden Fäusten.
Es zielt dabei gegen alle Punkte oberhalb des Schwerpunktes des Gegners – also oberhalb des Bauchnabels. Du kannst also auch auf die Nieren oder die Leber oder mit einer Hand auf den Solar Plexus zielen.
Schubsen ist hier ein explosive Vorwärtsbewegung, bei der Du die mit beiden Händen einen Ausfall auf den Gegner zu machst und ihn gleichzeitig mit beiden offenen Händen drückst und mit Deinem hinteren Bein nach vorne drückst.
Wichtig dabei: Genau wie bei jedem anderen Ausfall, nutzt Du Dein vorderes Bein um zu verhindern, dass Dein Schwerpunkt zu weit nach vorne geht und Du das Gleichgewicht nach vorne verlierst. Der Druck nach vorne in Richtung des Gegners muss also sehr kontrolliert erfolgen.
Richtig gemacht, fällt auch ein wesentlich schwerer Gegner nach hinten, bringst ihn zu Stolper und aus dem Gleichgewicht.
Häufig stolpert er mehrere Meter.
Wenn alles nach Wunsch funktioniert, dann fällt er nach einigen Schritten nach hinten und landet auf seinem Rücken.
Das ist natürlich besonderes wirkungsvoll, wenn hinter ihm Hindernisse liegen über die er fällt, oder wenn eine Wand seinen Fall bremst.
Vorsicht beim Üben.
Dein Trainingspartner stolpert mehr oder weniger unkontrolliert nach hinten und neigt dazu mit dem Kopf gegen eine Wand zu stolpern. Schwere Kopfverletzungen und Stürze sind hier vorprogrammiert.
Wir haben beim Üben meistens einen dritten Trainingspartner hinter demjenigen stehen, der geschubst wird und der die Aufgabe hat ihn aufzufangen.
Auch empfehlenswert sind ein Körperschutz um im Brustbereich blaue Flecken zu vermeiden und ein Hinterkopfschutz um Kopfverletzungen zu vermeiden.
?? Film fehlt
Reißen / Ziehen / Schieben
Reißen ist die Gegenbewegung zu Schubsen.
Du kannst an vielen Reißen.
An den Armen, an der Kleidung, an den Ohren oder an allem Anderen, was Du zu fassen bekommst.
Einer der Besten Punkte zum Reißen sind die Haare oder das Genick.
Wo der Kopf des Menschen hingeht, geht auch der Mensch hin.
Wobei die moderne Kleidung eher nicht zum Reißen geeignet ist.
T-Shirt, Sweat Shirt und ähnliche Kleidungsstücke sind einfach nicht reißfest genug und nützen darum nichts, wenn Du den Körper Deines Gegners bewegen möchtest.
Reißen ist immer dann eine gute Idee, wenn der Gegner sowieso nach vorne geht.
Dann verstärkt Reißen nur die Bewegungsrichtig, in die er sowieso möchte. Das gilt natürlich auch für Schubsen.
Reißen und Greifen hängen direkt zusammen. Ohne dass Du eine Stelle findest, an der Du ihn zuverlässig festhalten kannst, ist Reißen erfolglos.
Ebenso wichtig ist es, dass Du die Schrittdrehung beherrschst.
Sonst zieht Du den Gegner eher auf Dich drauf – mit sehr negativen Folgen für Dich selber.
Die Zugrichtung beim Reißen
Achte auf seine Fußstellung, wenn Du reißt.
Ziehst Du in die richtige Richtung bringst Du ihn aus dem Gleichgewicht. Er fällt – oder stolpert und Du kannst ihn dahin bewegen, wohin Du möchtest.
Am besten gegen eine Wand – oder etwas ähnlich hartes.
Ziehen und Drücken im Kreis
Wenn Du einen Gegner ziehst – oder drückst, dann arbeitest Du am Besten nicht gerade nach Vorne oder gerade nach hinten.
Bewege ihn in einer kreisenden Bewegung. Wie das geht zeigen wir hier.
Kreisen
ist eine Bewegung mit den Händen, bzw. mit den Armen.
Die beiden Bewegungen erinnern an eine Schwimmbewegung. Sie sind den Armbewegungen im Brustschwimmen und sich unter Wasser drücken.
Sie sehen recht malerisch aus – und sind bei allem was mit dem Tapping zusammen hängt ebenso nützlich, wie bei Hebeln und dem Ableiten von Angriffen.
„Kreisen“ ist ein ziemlich kompliziertes Thema.
Es gibt hier vier Ziele, die mit dem Kreisen verfolgt werden können:
- Kreisen um nicht gegriffen zu werden. Hier besteht dann ein gewisser Zusammenhang zum Trapping.
- Kreisen um einen Griff zu lösen.
- Kreisen um den Gegner zu hebeln.
- Kreisen als Methode um einen „Gegenhebel“ zu setzen. (Also Dein Gegner will Dich hebeln – und Du bewegst Dich so, dass Du ihn hebelst.)
Die Grundbewegungen dazu sind zunächst einmal einfach.
- Die Bewegung von Innen nach Außen sieht so ähnlich aus, wie Brustschwimmen.
- Die Bewegung von Außen nach Innen erinnert ein wenig an Delphin.
??Film Kreisen??
Die Oberhand
Die Oberhand – also die obere Hand – hast Du – oder Du bekommst sie durch Kreisen. Der Film zeigt was gemeint ist.
Griff lösen
„Immer zum Daumen (des Gegners) hin.
Einer der häufigsten Übergriffe ist das festhalten einer Hand, des Armes oder an der Schulter.
Am besten ist es natürlich sich von dem Griff zu befreien, bevor der Gegner zugreifen konnte. Das geht allerdings mit der gleichen Kreisbewegung am einfachsten. Etwas schwieriger und zum Teil nur mit einer erheblichen Kraft gegen die Kraft des Daumens des Angreifers geht es aber auch mit dieser Hand-Armbewegung.
Bitte beachtet:
Fragt Euch bitte zunächst einmal, ob es überhaupt einen Sinn macht, in der jeweiligen Situation den Griff des Gegners zu lösen.
Ich weiß, diese Frage erscheint zunächst einmal absurd.
Denn wer wird schon gerne fest gehalten?
Also ist die natürlich Reaktion: Losreißen.
Aber:
Wenn er Eure Hand, Euren Arm, Eure Schulter mit einer Hand gefasst hat, dann fühlt er sich zunächst einmal gut.
Und Ihr könnt Euch meistens auch gut fühlen, denn Ihr wisst jetzt ganz genau, wo einer seiner vier Waffen (2 Hände, 2 Beine) ist.
Und da er Euch damit nicht angreifen kann. Diese eine Hand ist also schon einmal ungefährlich.
Und ihr habt immer noch mindestens drei Waffen, mit denen Ihr ihn angreifen könnt.
Ist es also in vielen Fällen einfacher, ihm die eine Hand einfach zu lassen, als darum zu kämpfen diese Hand zu befreien und ihn in der Zeit, in der er mit der Hand beschäftigt ist, mit der Anderen Hand zu schlagen?
Beachtet hierbei bitte auch das Kapitel: Schubsen und Reißen und die Regel: wenn er zieht – schiebe. Wenn er drückt – ziehe.
Denn häufig zieht er an Eurer Hand oder an dem was er gerade gefasst hat.
Fixieren des Armes mit Kreisen
Würgen, Schwinger, Hebel nach außen
??Film??
Fühlen / Klebende Hände
Klebende Hände sind eine Technik aus dem WT.
Auch wenn wir diese Bezeichnung im Training verwenden, hat das was wir hier machen wenig mit den Techniken des WT zu tun. Die Philosophie ist ähnlich.
Die Übung und um nichts anderes handelt es sich hier – basiert allerdings auf einem intuitiven Lernen des Fühlens.
Hierbei wird die Bewegung des Kreisen als Basisbewegung verwendet.
Die Übung besteht darin, dass beide Partner einen leichten Kontakt an den Armen haben.
Einer der Partner spielt den Angreifer. Er versucht den Körper und den Kopf des Verteidigers zu erreichen.
Der Verteidiger versucht das zu verhindern.
Wichtig ist es dabei locker zu bleiben und keine Kraft gegen Kraft zu setzen.
Bleibe weich – aber nicht schwabbelig.
Werde hart (und stark). Werde bestimmt – aber werden wieder weich, wenn der Druck sich ändert.
Weiche aus. Lenke den Druck ab. Baue Druck auf. Kippe.
Es gibt einige Varianten, die aufbauend auf der ersten Übung genutzt werden können.
Wenn Du bei der Übung die Augen zumachst, wirst Du – etwas Übung voraus gesetzt – genau so zuverlässig nicht getroffen zu werden.
Wenn Du die Übung mit offenen Händen beherrscht, dann mache eine Faust. Das ist schwerer, weil das Fühlen mit geschlossenen Händen schwerer ist. Allerdings sind „offenen Hände“ auch immer ein Risikofaktor bei der Selbstverteidigung, weil die Finger gegriffen und das Handgelenk leichter gehebelt werden kann.
Die Partnerübung kann weiter ausgeweitet werden, wenn beide sowohl Angreifer, als auch Verteidiger sein können. Die Rollen also jederzeit und nach Situation wechseln können.
Hier sind Boxmasken etwas, was Treffer im Gesicht angenehmer gestaltet. Sie werden vorkommen.
Mehr dazu findet Ihr im Kapitel Defensive im Bereich Trapping.
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