Ausweichen

Ausweichen

Ausweichen bezeichnen wir als Techniken, die aus der Grundstellung heraus, durch eine schnelle Bewegung des Körpers, dazu führen, dass Dein Gegner Dich nicht trifft. 

Wenn wir diese Techniken den Temperamenten zuordnen wollen, dann entspricht das dem Prinzip Luft.

Ausweichen ist natürlich nur dann nützlich, wenn Du Dich innerhalb der Mensur befindest, so dass Dein Gegner Dich erreichen und damit treffen kann.

Ausweichen alleine ist nie eine Lösung. Es ist nur ein sehr guter Weg Schmerzen zu vermeiden, kampffähig zu bleiben und den Kampf mit einem eigenen Angriff zu beende.

Bewegungsrichtungen und die Mensur

Wenn Du angegriffen wirst kannst Du am einfachsten reagieren, indem Du die Mensur veränderst. Du hast immer drei Möglichkeiten. Stehen bleiben, zurück gehen oder vor gehen. Wie Du vor oder zurück gehst erweitert die Möglichkeiten erheblich.

Möglichkeit 1: Natürlich kannst Du auch da stehen bleiben, wo Du gerade bist und den Gegner empfangen. Dann handelst Du nach dem Prinzip Erde.(Link zu Erde). Aber das ist meistens die schlechteste Möglichkeit, weil es genau das ist, mit dem Dein Gegner rechnet. Die meisten Gegner zielen bevor sie eine Aktion starten. Und sie zielen immer genau dahin wo Du stehst. 

Bewegungsrichtungen
Bewegungsrichtungen

Möglichkeit 2: Ist hier erheblich besser. Du weichst nach links hinten aus. Das zwingt den Gegner sich neu auszurichten, bevor er den zweiten Angriff macht. Viele Gegner verfehlen jetzt mit dem zweiten Schlag, weil sich die Mensur und die Richtung verändert.

Möglichkeit 3: Wenn Du angegriffen wirst kannst Du gerade nach hinten ausweichen. Das ist meistens die zweitschlechteste Möglichkeit, weil Dein Gegner Dir nachlaufen wird und einfach den nächsten Schlag in die gleiche Richtung setzt.

Möglichkeit 4: Entspricht weitgehend Möglichkeit 2. Achte darauf, dass Du nach außen gehst und nach innen.

Möglichkeit 5: Ist schwierig und wenn er mit einem Schwinger oder ähnlichem Angreift nicht möglich. Du kannst zu dieser Seite Durchlaufen (Link zu Durchlaufen) oder den Angriff einfach unterlaufen. (Prinzip: Wasser).

Möglichkeit 6: Du gehst direkt in den Angriff herein. Das klingt eher unklug – ist es aber meistens nicht. Diese Handlungsweise entspricht dem Prinzip Feuer.

Möglichkeit 7: Entspricht weitgehend Möglichkeit 5. Wenn Du nach innen gehst kannst Du diesen Weg allerdings ähnlich nutzen wie Möglichkeit 6, als Prinzip Feuer.

Also: „Motus – bleibe immer in Bewegung. Nur was sie bewegt. Was still steht ist tod.“ findet sich als Sinnspruch bei einem großen historischen Fechtmeister. Wenn Du Dich bewegst, wenn Du angegriffen wirst, dann vereitelst Du diesen ersten Angriff, weil er Dich nicht so trifft, wie er das gerne möchte. Wenn Du Dich weiter bewegst, dann vereitelst Du auch den zweiten Angriff, etc.

Der Film zeigt einige der vorher genannten Varianten.

Szene 1: Bertram bleibt einfach stehen und versucht sich mit Cover zu schützen. Prinzip: Erde. Christan greift mit Geraden Fauststöße und Schritt nach vorne an. Prinzip: Feuer. In dieser Szene zeigt sich schon, dass es sehr schwierig ist gegen einen angreifenden Gegner stehen zu bleiben. Mir gelingt das hier nicht. Es zeigt sich auch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bist Du getroffen wirst. Bertram ist die ganze Zeit im Nach und Christian im Vor.

Szene 2: Bertram weicht nach hinten aus. Er schützt sich wieder mit Cover. Sein Ausweichen endet, sobald er die Wand erreicht hat. Prinzip: Erde. Christian greift wie zuvor mit Geraden Fauststößen an. Auch hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis Du getroffen wirst und verlierst. Auch hier bleibt Bertram im Nach, bis er verliert.

Szene 3: Christian greift mit einem Geraden Fauststoß mit der Führhand an. Hier ist seine rechten Hand die Führhand. Bertram geht zu Möglichkeit 5 mit einem Durchlaufen und Pendeln. Er schützt sich mit Cover mit dem rechten Arm und schließt so die Tür. Anschießend macht er einen Gegenangriff mit einem geraden linken Fauststoß. Das entspricht dem Prinzip Wasser. Timing: Parade-Riposte.

Szene 4: Christian steht genau anders herum. Seine Führhand ist jetzt die linke. Bertram geht zu Möglichkeit 7. Er pendelt dabei nach rechts. Anschließend macht er eine Schrittdrehung nach recht und einen Geraden Fauststoß. Auch hier: Prinzip Wasser, Parade-Riposte.

Szene 5: Christian greift wieder mit einem Geraden Fauststoß an. Bertram geht zu Möglichkeit 6 – also direkt in Chrstians Angriff herein.Damit verkürzt er die Entfernung von Christians Angriff. Er pendelt unter Christians angriff weg führt indes einen linken geraden Fauststoß (Prinzip Luft, Timing: Indes) und anschließend direkt einen rechten Fauststoß (Prinzip Feuer, Timing: Vor).

Szene 6: Christian greift wie vorher an. Bertram reagiert auf den Angriff mit einem Hammerschlag gegen die angreifende Hand. Er schließt mit diesem Schlag die Tür und schlägt indes mit der rechten Hand einen Geraden Fauststoß auf den Kopf von Christian, der sich noch einer Vorwärtsbewegung befindet. In dem Gesicht von Christian addieren sich die Bewegungsenergie von Christan und Bertram. Prinzip Erde. Timing. Parade-Riposte.

Slipping

Zum Slippen musst Du die Füße nicht bewegen. Du bewegst Deinen Kopf aus seiner Schlagrichtung indem Du Kopf, Hüfte und Schultern gleichzeitig bewegst. 

Slipping geht nach Innen und nach Außen von der Tür. 

SlipInOut
SlipInOut


 Quelle: Beaumont, Ned: Championship Streetfight, S. 128

Näheres zeigt das nachfolgende Video.

 

Wegducken 

Bob and Weave – auf Deutsch Wegducken machst Du, indem Du den Körperschwerpunkt fallen lässt und gleichzeitig unter dem Angriff „durchtauchst“.

Wegducken ist nur sinnvoll, wenn Du nicht größer bist, als Dein Gegner. Sonst brauchst Du für diese Bewegung einfach zu lange. Für kleiner Menschen ist diese Technik aber ideal.

Gegen einen geübten Boxer ist Wegducken nicht unbedingt nützlich. Er wird damit rechnen und als zweiten Schlage einen Upper Cut führen.

 

Pendeln

Pendeln ist also  eine Technik um einem Angriff nach hinten auszuweichen.  Natürlich lässt sich Pendeln mit Rudern und der Waage kombinieren. Du gehst aus seiner Mensur heraus, so dass sein Schlag Dich nicht trifft. 
Die Vorteile:

  • Es geht schnell.
  • Es lässt sich mit sehr gut mit dem Ausweichen nach links oder recht kombinieren.

Der Nachteil: Du verlässt die Angriffslinie des Gegners nicht. Wenn er weiter gerade angreift, dann kann er Dich, wenn Du nicht zurück pendelst mit dem nächsten Angriff treffen.

Pendeln im Boxen
Pendeln im Boxen

Aber es ist nach meiner Erfahrung die schnellste und intuitivste Art um einem Treffer zu entgehen – und wenn Du wieder nach vorne pendelst – direkt wieder in der Mensur für einen Gegenangriff zu sein.

Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Pendel über das Absetzen des hinteren Fußes. Beachte hier, dass der rechte Kämper sich mehr oder weniger nach hinten beugt und damit sehr nahe daran ist beim nächsten Angriff das Gleichgewicht zu verlieren. Einen besseren aber nicht so schnellen Weg findest Du im Kapitel Mensur.

 

 

 

Szene 1: Zeigt das Pendel ohne jegliche Körperbewegung. Natürlich ist das so unrealistisch. Es dient nur dem Verständnis der Bewegung.

Szene 2: Durch das Pendeln geht der Fauststoß über Bertram hinweg. Anschließend schlägt Bertram einen Hammerschlag zu den Nieren. Timing: Parade-Riposte (wenn der Schlag mit dem Pendeln erfolgt wäre, wäre das Timing: Indes). Prinzip: Luft.

Szene 3: Hier pendelt Bertram nach innen – also in die offene Tür. Er riskiert damit in einen zweiten Angriff von Christian mit der Deckungshand hinein zu laufen. Aber sein Timing stimmt, denn er schlägt indes einen Geraden Fauststoß in die Nieren. Christian befindet sich noch in der Vorwärtsbewegung. Die Energien von Christian und Bertram addieren sich in den Nieren von Christian. Prinzip: Luft.

Mit Pendeln kannst Du gut spielen

Du gehst nach vorne und bietest im eine gute Möglichkeit Dich zu treffen. Wenn er schlägt pendelst Du zurück. Er verhaut sich und Du kannst ihn mit einer Riposte treffen.

Gerade wenn Du mit einem Stock, Schwert oder ähnlichen Waffen angegriffen wirst, wird es Dir nicht gelingen Dich wegzuducken. Und eine Ausweichen mit Weave bringt überhaupt nichts, weil Du es meistens mit Hieben zu tun hast. Hier ist Pendeln bei einem Angriff auf die oberen Blößen noch die erfolgversprechendste Strategie um nicht getroffen zu werden.

Bauch einziehen

Bei Angriffen zu den unteren Blößen – insbesondere zum Bauch – hilft es diesen einzuziehen. Wobei diese Beschreibung nicht besonders gut ist. Einerseits ziehst Du den Bauch ein, andererseits knickst Du den Körper ab, so dass Dein Oberkörper noch vorne geht und Dein Bauch nach hinten.
Du kombinierst das am Beten mit einem Pendeln nach hinten. Zusätzlich solltest Du Dich wegducken und blocken.

 

Ausweichen gegen niedrige Tritte

Niedrigen Tritte richten sich gegen das Führungsbein. Also das Bein, dass ähnlich wie die Führungshand bei Dir vorne ist.

Die einfachste Form um einen Treffer am Schienbein, Knie, Oberschenkel zu vermeiden, ist das Bein einfach nach hinten wegziehen.

Wobei Wegziehen die Bewegung eher unzureichend beschreibt. 
Du pendelst Dein Bein nach hinten und direkt wieder nach vorn. Bei dem „nach vorne pendeln“ machst Du gleichzeitig einen Gegenangriff.

Ausweichen gegen hinterhältige Angriffe (Sucker Punch)

Hinterhältige Angriff, z.B. der Sucker Punsh oder Angriffe aus dem Zaun heraus sind Angriffe, die Du nur im letzten Augenblick wahrnimmst. Im ungünstigsten Fall hast Du die Hände unten. Dann hast Du einfach keine Zeit, um Dich noch mit Deinen Händen zu schützen. 
Der Schlag trifft unmittelbar Deinen Kopf.

Die einzige Möglichkeit besteht darin den Kopf aus dem Weg es Schlages hinaus bewegen.

Wie das geht zeigt das nachfolgende Video.

 

Ducken

Es gibt Situationen, in denen Ihr von einem Angriff vollkommen überrascht werdet.

Das kann ein Sucker Punch sein – aber auch jeglicher andere Angriff zum Kopf, bzw. zu den obern Blößen, wenn Ihr die Hände einfach neben dem Körper hängen habt. In diese Situation besteht keine Möglichkeit mehr die Hände zu Schutz vor den Kopf zu bekommen um einen Treffer zu verhindern.
Es gibt nur die Möglichkeit auszuweichen. 

Um den Gegner herum laufen

Es gibt eine recht einfache Technik, die verhindert, dass Dein Gegner Dich überhaupt erreichen kann. 

Dabei gehst Du immer „auf die rechte Seite“. In diesem Fall ist das nach außen auf die Seite der Führungshand.

Wie das geht, zeigt der folgende Film: 

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