Neo-Bartitsu
Selbstverteidigung für alte Menschen
Sylvester 2015 war ein Shock für mich und es hat vieles verändert. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt alle Techniken zum Stockkampf und historischen Fechten frei zugänglich im Internet stehen. Jetzt verbirgt sich alles hinter einem Zugangscode.
Hätte ich etwas tun können? Hätte ich mir oder meiner Frau helfen können?
Zu diesem Zeitpunkt wohl eher nicht. Ich bin deutlich über 50 und körperlich mit den üblichen Problemen in den Knien und im Rücken belastet und habe Übergewicht und besonders groß bin ich auch nicht. Also nicht die ideale Voraussetzung für eine körperliche Auseinandersetzung.
Die Situationen, mit denen wir es zu tun haben, finden sich hundertfach auf Youtube. Unter dem Stichwort knockout compilation findet sich eine Vielzahl an Beispielen.
In einer solchen Situation kann man verzweifeln und in Angst erstarren – oder man fängt an nach Lösungen zu suchen.
Bei mir trainieren viele Menschen, die sehr viel jünger sind und körperlich in einem besseren Zustand. Hätten sie sich helfen können?
Wir haben viel ausprobiert. Wir haben viele Erfahrungen zusammen getragen. Viele Erfahrungen aus vielen verschiedenen Kampfsportsystemen sind zusammen gekommen. Das Ergebnis war eher erschreckend.
Die Lösungen, die in Selbstverteidungssystemen aktuell angeboten werden, sind eher sportlich orientiert oder kompliziert, und setzten ein jahrelanges Training voraus.
Ein guter Ansatz ist die Blitzverteidigung im WT – nur kann meine 45 Kg wiegende Frau sie gegen einen 190 cm großen und starken Freund von mir noch nicht einmal im Ansatz einsetzen. Sie bleiben wirkungslos.
Waffen sind eine Lösung, wenn man selber unterlegen ist – aber sie sind nach dem deutschen Waffengesetz verboten. Und das letzte was wir brauchen, ist ein Konflikt mit dem Gesetz (und wer will schon ständig mit einer Gaspistole durch die Gegend laufen).
Mittlerweile haben wir ein System gefunden, das diese Probleme löst.
Unsportliche ältere Menschen können es problemlos nutzen. Wir verwenden nichts, was gegen das Waffengesetz verstößt und es beruht auf einfachen Bewegungen, die funktionieren, unabhängig davon, ob wir etwas in er Hand haben oder nicht. Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Der Nachteil. Ohne Training geht es nicht. Ohne eine entsprechende mentale Einstellung auch nicht.
Es gibt nicht „die drei Tricks“, die einmal in einem zwei Tages Seminar gelernt und dann in einer körperlichen Konfrontation Monate später angewendet – irgendetwas bewirken, außer einer Selbstgefährdung.
Wir nennen das System einmal Neo-Bartisu, nach einer Selbstverteidigung aus dem 19. Jahrhundert, das auf Barknuckel Boxen, Ringen und Spazierstock beruht. Neo, weil wir uns nur teilweise an den Bartitsu Techniken orientieren, sondern viele moderne Einflüsse aus dem MMA, Jeet Kune Do, etc. einfließen und natürlich auch vieles aus dem historischen Fechten.
