Ringen am Schwert Grundlagen

 Das Ringen am Schwert ist immer dann möglich, wenn Du seine Waffe greifen kannst. 

Im Unterschied zum „Ringen“ habe beide – oder zumindest einer – die Waffe noch in der Hand. Im Gegensatz dazu haben beim Ringen beide keine Waffe mehr in der Hand. Das die Übergänge zwischen „Ringen am Schwert“ und „Ringen“ sehr fließend sind, ist offensichtlich.

Das „Ringen am Schwert“ eröffnet einen ganz neuen Komplex von Techniken. Es ist – genau betrachtet eine neue Welt von Techniken, die sich auf einmal auftun und Möglichkeiten des Fechtens eröffnen, die bisher unentdeckt geblieben sind.

Die Waffe ist hier gleichgültig. Die Techniken gehen gleichermaßen und in annähernd gleicher Ausführung mit dem Langen Schwert, dem Messer und auch mit Schwert und Buckler – wobei der Buckler beim Einsatz der zweiten Hand einerseits eher behindert, weil die Hand auf eine schwierige Art bewegt werden muss – aber in seiner Eigenschaft Schildschläge ausführen zu können, dieses Ringen am Schwert auch wieder unterstützt.

Wenn Du diese Techniken finden möchtest, dann lese Lecküchner. Doch finden sich eine Vielzahl an Stücken, in denen diese Techniken Anwendung finden. Wir habe hier und bei vielen anderen Autoren nachgelesen und diese Stücke interpretiert. Leste und Du wirst diese Sachen in den Quellen wiederfinden. Diese wissenschaftlichen Beweise nach Quellen zu erbringen ist mir im Moment zu mühselig, ich habe im Moment die Zeit nicht – und es würde den aktuellen Trainingsfluss stören. Wenn Du Wert darauf legst, dann mache Dir die Arbeit selber.

Geht in drei Mensuren:

  • Enge Mensur: Er kann Dich mit seinem Schwert treffen
  • Ringe Mensur: Du kannst Seine Hände mit Deiner Hand erreichen oder näher
  • Kuschelmensur: Ihr habt einen Kontakt mit ihrem Körper.

Die minimale Nähe, die Du haben musst, ist das Sprechfenster – ab da kannst Du sein Schwert greifen.

Das Sprechfenster ist auch die typische Ausgangssituation um überhaupt zu greifen. – Näher geht natürlich immer.

 

Ein paar Grundregeln für das Ringen am Schwert

  1. Alles hat Länge und Maß

 Achte auf die richtige Mensur: Bist Du zu weit weg oder gehe er während des Greifens zurück, dann bist Du bist Du ungeschützt. Sei schnell – aber nicht hektisch und arbeite mit einer „verhaltenen Kraft“ und in der richtigen Mensur. Bist Du zu weit weg, erreichst Du seine Waffe nicht richtig. Bist Du zu nahe, dann läufst Du unmittelbar in seinen Gegenangriff. 

Beachte: Auch er hat zwei Hände. 

2. Kontrolliere seine Waffe

Seine Waffe muss für einen Moment still stehen und von Dir gebunden sein. Das ist nur ein kurzer Moment, gerade so lange, bis Du seine Waffe (oder seinen Waffenarm) mit der waffenfreien Hand greifen kannst. 

3. Deine Hand ist unmittelbar hinter Deiner Waffe

Der häufigste Fehler, wenn Du greifen willst besteht darin, dass Deine freie Hand schneller ist, als Dein Schwert und damit sein Schwert zuerst berührt. Damit wird Deine Hand verletzt. Aber das Greifen muss schnell gehen. Von dem Bewegungsablauf ist es ein eins-zwei. Ein Kling-Patsch. Es darf kein Zögern bei dem Greifen geben – aber auch kein zu schnell. Greife immer mit „verkehrter Hand“.

4. Stärke und Schwäche, Hart und Weich und Alles am Schwert ist nützlich

Wenn Du seine Waffe greifst, veränderst Du das Verhältnis von Stärke und Schwäche seiner Waffe. 

Wenn Du seine Waffe greifst, dann kannst Du Hart oder Weich agieren. Alle Regeln hierzu gelten auch für das Ringen am Schwert.

Du kannst ihn mit Deiner klinge angreifen – aber auch mit Deinem Knauf. Du kannst ihn schneiden, stechen, schlagen – mit beiden Seiten Deines Schwertes. Und es gibt sogar Situationen, in denen Du ihn mit seinem eigenen Schwert treffen kannst. Bleibe vielseitig und bleibe weich. 

5. Gehe rein – Verkürze die Mensur

Während Du greifst, musst Du meistens auf ihn zugehen – es sei denn er geht auf Dich zu – aber auch dann ist das häufig eine gute Idee.

Dein vorderer Fuß sollte zu dem Zeitpunkt, zu dem Du sein Schwert gegriffen hast, mindestens unmittelbar vor seinem vorderen Fuß stehen. 

Deine Bewegungsrichtung ist immer nach vorne auf ihn zu, neben oder hinter ihn. – Aber niemals zurück.

 

Ringen oder nicht Ringen?

Es gibt zwei grundsätzliche Möglichkeiten. 

Du kannst das Ringen am Schwert suchen oder Du kannst es vermeiden. Zunächst einmal ist es eine Frage Deines Geschmacks. Aber auch eine Frage, wie Du den Gegner einschätzt.

Wann Ringen?

Es gibt Menschen, die lieben dieses Ringen. Sie sind wollen an den Gegner heran und haben zumindest das Gefühl, dass sie die Auseinandersetzung lieber ein einem „Nahkampf“ lösen. Sie sind eher „nach vorne orientiert“ und von ihrer eigenen Kraft überzeugt.

Ein guter Ringer ist aber nicht starr. Im Gegenteil. Er setzt auf ein „Umfließen“ des Gegners und versteht es seine Kraft gegen ihn zu wenden (Prinzip Wasser). Natürlich werden auch Menschen, die eher auf das Prinzip „Erde“ setzen gerne in die Ringmensur gehen um ihren Gegner so zu überwinden. Sie leben aber damit, dass diese starre Erdenergie vom Wasser gegen sie gewendet wird.

Wenn Du wenig Platz zur Verfügung hast und so keine Möglichkeiten seinem Angriff auszuweichen, dann wirst Du einem Gegner, der Ringen möchte kaum ausweichen können. Du bist mehr oder weniger „zum Ringen gezwungen“. Es ist also wichtig ringen zu können.

Sehr viele Fechtschulen vermeiden das Ringen am Schwert. Wenn Du also Ringe möchtest hast, die die besten Chancen andere Kämpfer, die das nicht können, vollständig zu überraschen und auch zu überfordern. 

Wann nicht Ringen?

Sehr viele Menschen vermeiden das Ringen. Häufig aus dem Gefühl heraus, dass der Gegner ihnen kräftemäßig überlegen ist. Das es beim Ringen am Schwert weniger darauf ankommt den Gegner „zu Boden zu ringen“ als ihn mit dem Schwert zu verletzen, ist die körperliche Überlegenheit hier weniger relevant – aber das ändert nichts an der emotionalen Einstellung der Gegners. Wenn er sich körperlich unterlegen fühlt, wird er das Ringen eher vermeiden.

Wenn Du ringen willst und er nicht, dann muss er versuchen nach dem Prinzip Luft zu kämpfen. Er muss Deinen Angriffen ausweichen, d.h. zurück oder zur Seite gehen während Du die Ringdistanz suchst. Dafür braucht er in Minimalmaß an Platz. Kann Dein Gegner das gut, dann wird er Deine Annäherung nutzen um Dich zu besiegen und das wird ihm auch gelingen. 

Wenn Du den Eindruck hast, dass er im Ringen besser ist als Du, dann bleibst Du besser in einer weiteren Mensur. Aber dafür benötigst Du Platz.

Feuerwalze

Na ja – es gibt keine historische Bezeichnung für dieses Taktik. Sie finden sich z.B. bei den Videos zum Schwert und Buckler bei Guy Windsor. Durchlaufen oder Überlaufen findet sich in den alten Fechtbücher – aber so genau beschreibt das alles die Feuerwalze nicht. 

Hier beginnst Du in seiner sehr weiten Mensur und gehst – ständig im Vor bleibend mit drei bis vier Schritten auf ihn zu und dann neben, hinter ihn – oder gerade durch ihn hindurch. Das hat etwas Selbstmörderisches, weil es nur dieses einen Angriff geben wird – danach hat einer von Beiden verloren. Und das Risiko von Doppeltreffern ist durchaus groß. 

Aber gegen Gegner, die auf ein schönes Fechten setzen und dazu neigen einen Gegner zunächst mit Scheinangriffen zu testen und darauf warten, dass sich Lücken in der Verteidigung des Gegners zeigen oder die „noch nicht bereit sind“ ist dieses taktische Vorgehen ultimativ erfolgversprechend. Du wirst sie einfach überrennen. Es ist das Prinzip Feuer in Reinform.

Abwechseln

Am besten kannst Du Ringen und Du kannst Ringen vermeiden. Und Du wechselst zwischen beiden Strategien. Wenn er Ringen, dann sei Luft. Ist er Luft, dann sei Feuer. 

 

Vor oder Nach?

Wenn Dein Gegner angreift – also im Vor ist und Du damit im Nach, dann musst Du zunächst einmal dafür sorgen, dass Du nicht getroffen wirst. 

Hier gibt es dann die klassischen drei Möglichkeiten:

  1. Du weichst seinem Angriff aus, indem Du die Mensur vergrößerst – und machst damit jedes Ringen unmöglich.
  2. Du bleibst wo Du bist und sorgst dafür, dass Dein Schwert zwischen seinem Schwert und Deinem Körper ist. – Wenn Du nicht gerade mit einem der fünf Meisterhaue versetzt hast, die versetzen und verletzen, dann gelangen beide Gegner in ein Sprechfenster. Wenn Du möchtest kannst Du jetzt Ringen. Du kannst aber auch winden und auf diesem Weg wieder in das Vor gelangen.
  3. Du gehst nach vorne, in seinen Angriff hinein. Das ist extrem Risikoreich, denn Du musst indes erkennen wie er angreifen wird und Dich, während Du nach vorne gehst, vor seinem Angriff schützen. Aber wenn Dir das gelingt, dann gehst Du in den Angriff des Gegners hinein und kannst seine Bewegungsenergie nach vorne nutzen. Ihr prallt aufeinander, wie zwei Billardkugeln, die gegeneinander gestoßen werden. In einer idealen Welt, lenkst Du seinen Angriff an Dir vorbei und triffst ihn. Seine und Deine Energie vereinigen sich auf Deiner Waffe in seinem Körper. Soweit zu Theorie in einer idealen Welt. In der Praxis hast Du ein extremes Zeitfenster zum Treffen und Umsetzen der richtigen Entscheidungen. Wenn Dein Gegner damit rechnet, dass Du vorgehst, hat er bestimmt eine Gegenmaßnahme geplant. Aber Ringen am Schwert bleibt hier ein sehr sinnvolle Lösung.

 

Wenn Du Deinen Angriff zuerst führst, also im Vor bist, dann ist das Ringen am Schwert immer die zweite Aktion. 

Du wirst mit einem Hieb oder Stich angreifen und dabei von der weiten Mensur in die Enge Mensur wechseln um ihn zu treffen. Nur wenn er versetzt oder selber einläuft kannst Du Ringen.

  1. Weicht er Deinem Angriff aus, dann ist die Mensur zum Ringen zu groß. Du kannst ihm zwar folgen und weiter einlaufen, musst aber den nächsten Angriff mit dem Schwert führen, sonst kannst Du ihn nicht unmittelbar erreichen. Weicht er zurück und führt gleichzeitig einen Gegenangriff, wirst Du vermutlich ein sein Schwert laufen – das Dich sonst nicht getroffen hätte, weil die Mensur zu groß ist.
  2. Verändert er die Mensur nicht, dann kommt ihr in das Sprechfenster (sonst hast Du ihn schon getroffen und gewonnen). Jetzt kann er Ringen – oder Du kannst Ringen – oder ihr beide habt die gleiche Idee, dann ringt ihr halt. Er kann auch winden und Du kannst dann nicht mehr ringen, weil Du sein Schwert jetzt nicht mehr unter Kontrolle hast und Du beim Greifen verletzt wirst. Die Entscheidung fällt in dem Augenblick, wenn die Schwerter zusammen klitzen und für einen Moment still stehen.
    Oder Du hast den Plan zu ringen. Dein Angriff und die Hand, die greift, arbeiten in einem Angriff zusammen mit den Füßen. Unmittelbar auf den Gegner einlaufend. Indes die Schwerter zusammen klitzen greifst Du und läufst weiter ein. Das erfordert viel Übung und insbesondere Entschlossenheit und Mut. Das ist die Feuerwalze, die oben bereits einmal beschrieben wurde. Sie besteht aus einer Angriffskombination von drei Schritte auf den Gegner zu, die ihn überlaufen, bzw. niederwalzen.

 

 

 

 

 

 

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