HEMA Ringen am Schwert: Greifen
Die zentrale Rolle im Ringen am Schwert, liegt in der Möglichkeit die Waffe des Gegners mit einer Hand zu greifen und damit zu fixieren und zu kontrollieren. Ein Rechtshänder hat das Schwert üblicher Weise in der rechten Hand und greift mit der Linken. – Bei einem Linkhänder ist das natürlich anders herum und bei einem Rechtshänder, der auf die linke Hand wechselt auch. Und ich kenne einige Kämpfer die während eines Kampfes die Hand wechseln – was das Ringen am Schwert auf einmal in seiner ganze Struktur verändert. Wir gehen hier von einem „normalen Rechtshänder“ aus.
Auch wenn wir hier zunächst einmal von einem einhändig geführten Schwert ausgehen, können die Techniken alle auch mit einem Langen Schwert, eine halben Stange und auch mit Schwert und Buckler ausgeführt werden. Das Greifen mit Buckler findet sich gesondert in einem Kapitel.
Die Varianten des Greifen sind extrem vielfältig und machen das Ringen am Schwert sehr kompliziert. Nachfolgende Grafik zeigt einmal die möglichen Variante des Greifens. Diese Formen des Greifens finden sich alle bei Lecküchner in seinem Lehrbuch zum Langen Messer (Hier mit einer englischen Übersetzung von g.Zabinski, R.A. Mitchell und F.Fritz. Das Greifen mit dem Buckler ist beispielsweise in dem fünften Stück von Lignitzer zum Schwert und Buckler beschrieben.
Für welche Art ist die Beste?
Alle und keine. Ringen am Schwert und Fühlen was der Gegner tut, haben unmittelbar zu tun. Das macht es mehr oder weniger unmöglich das Ringen am Schwert über „Wenn …, dann …“ Techniken zu erklären. Genau wie Winden hängt alles von den Nuancen ab, die Du fühlst und auf die Du unmittelbar reagierst. Die beste Übung liegt in einem Sparring. Alle Nachtanzen von Stücken kann nur die Basis für ein Grundverständnis der Technik bieten. Mehr nicht.
Überblick über die Techniken des Greifens
Übersicht über die Schritte und die Mensur beim Ringen
Greifen funktioniert nur, wenn die Mensur stimmt. Wenn Dein Gegner auf Dich schlägt und dabei in einer Mensur ist, in der er Dich treffen kann, dann kannst Du sein Schwert auch erreichen.
Es gilt die Regel: Zu jedem Hieb gehört ein Schritt. Für das den Eingang zum Ringen am Schwert gilt das ebenso.
Es gibt also einen Ablauf für den Eingang zum Ringen am Schwert:
- Kontrolle seiner Klinge – d.h. die Schwerter müssen für den Moment angebunden sein.
- Greifen und indes ein Schritt.
Die weiteste Mensur, in der ein Schwert gegriffen werden kann, zweigt uns Jörg Wilhalm.
Der angreifende Fechter hält Schwert und Buckler in der einen Hand (bzw. unter dem Arm) und nutzt die rechte Hand um das Schwert des Gegners zu greifen.
Ob die auf der rechten Seite dargestellte Situation sehr klug ist? Wenn es dem Fechter einmal gelungen ist die Klinge so zu greifen, dann kann er weich reagieren, dem Zug nachgeben und seine Hand ist wenig in Gefahr. Wilhalm beschreibt uns leider nicht, wie diese Situation zustande gekommen ist. Aus der Hut „Unterarm“ halte ich es aber für möglich das zu realisieren. – Insbesondere, wenn der Gegenfechter mal wieder in Langort verweilt, bzw. damit eine Bedrohung schafft und auf Deinen Angriff wartet.
Die auf der linken Seite dargestellte Situaion folgt der oben dargestellten Regel. Die gegnerische Klinge wird mit der linken Hand (und Schwert und Buckler) gebunden und gleichzeitig wird die Klinge gegriffen. Beachte hier auch, dass das eigene Schwert an der Stärke der eigenen Klinge gehalten wird und nicht am Griff.
Die meisten Ringen am Schwert die in den Quellen dargestellt sind, beginnen in einer kürzeren Mensur. Wenn Du seine Hand sicher greifen möchtest, dann sollten die Füße beider Fechter nahe bei einander stehen.
Lecküchner zeigt uns hier, dass die beiden vorderen Füße mindestens nebeneinander stehen müssen, damit ein Greifen der Hand sinnvoll möglich ist.
Bitte beachtet hier auch:
- Im ersten Bild ist der rechte Fuß vorne. Der linke Fechter greift also „durch die Mitte“, bzw. „durch die offene Tür“ also „Inside“ an. Diese Situation ist nicht ganz ungefährlich, weil Du Dich gleichzeitig in die Reichweite seiner linken Hand begibst und er mit einem „Wie Du mir, so ich Dir“ die Hand, bzw. Deine Klinge greifen kann.
- Die Situation auf dem linke Bild ist schon etwas günstiger. Der Fuß des Angreifers steht auf der rechten Seite des Gegners. Der Gegenfechter muss jetzt mindestens einen Schritt machen, um den Angreifer zu erreichen. Das schafft ein Zeitfenster.
- Das untere Bild zeigt die für das Ringen beste Ausgangssituation. Der Angreifer ist „ganz auf der rechten Seite“. Er ist außerhalb der Tür und kann den Gegner durch eine Verkehren vollständig kontrollieren. Der Gegner kann ihn mit der linken Hand kaum noch erreichen.
Typisch für das Ringen am Schwert ist eine noch engere Mensur. Hier sind die Knie der Gegner auf gleicher Höhe. Gleichzeitig können bei ihren Oberkörper mit den Armen erreichen. Das rechte Bild zeigt und ein häufig im Ringen am Schwert vorkommende Patt-Situation. Es zeigt uns auch, wie wichtig es ist die Klinge des Gegner zu kontrollieren.
Einen kleinen Unterschied in der Mensur – aber die gleiche Technik – zeigt und Talhoffer.
In beiden Fällen wird der Schwertarm unter der Achsel gegriffen. Das erste Bild zeigt uns, dass es möglich und sinnvoll sein kann, auf die linke Seite des Gegners zu treten. Auf dem rechten Bild erfolgt der gleiche Angriff „durch die Tür“ mit dem rechten Fuß direkt in den Gegner hinein. Beachtet auch, dass Talhoffer hier einen gerichtlichen Zweikampf „in den Schranken“ zeigt.
Darf man treten?
Hier ein paar Antworten von Talhoffer und Jörg Wilham.
Auch hier gilt natürlich, dass Du zunächst die Waffe des Gegners kontrollieren musst, bevor Du treten kannst. Oder Du kannst Deine Füße nutzen um die Waffe des Gegners zu kontrollieren, wie Wilhalm das auf dem rechten oberen Bild darstellt. Beachte auch, dass alle Tritte höchstens in Bauchhöhe gehen. Die beiden unteren Abbildungen zeigen uns Tritte, die gegen das Knie des Gegners gerichtet sind. Es sind eher Schritte mit einen höher gehobenen Fuß, gegen das vordere Bein des Gegners, als direkte Tritte. Entweder man trifft das Knie – oder nicht. Wenn nicht, dann ist es halt nur ein Schritt. Triffst Du aber das Knie, dann mache den Schritt einfach weiter und breche sein Knie mit dem Schritt und Deinem Gewicht. Also nochmal: Das ist kein Tritt – das ist ein Schritt mit etwas höhe gehobenem Fuß. Besonders wirkungsvoll ist diese Technik gegen Fechter, die das vordere Standbein sehr gerade halten, quasi durchdrücken. Der Bruch des Knies – aber mindestens einer Zerrung ist hier sicher.
(Bitte ganz große Vorsicht beim Üben. Ein Knie ist sehr empfindlich und diese Form des „hineintretens“ ist sehr schwer zu beherrschen, da sie von der Gewichtsverlagerung nach vorne in den Schritt lebt.
Vor dem Gegner drehen
In den Abbildungen sind häufig Drehungen vor dem Gegner dargestellt. Das sind natürlich immer Folgetechniken – meistens Hebel, die aber so ausgeführt werden, dass der Gegner damit auch geworfen werden werden kann. Die Drehung wir genutzt um die Kraft des ganze Körpers in den Hebel legen zu können. Entweder der Arm bricht – oder der Gegner wird gleichzeitig geworfen. Auch hier ist eine sehr große Vorsicht beim Üben angebracht und eine niedrige Geschwindigkeit. Zu beachten ist hier: Gegen jede dieser Techniken kann sich der Gegner wehren, wenn sie langsam und vorsichtig gemacht wird. Wird sie mit voller Geschwindigkeit ausgeführt, ist „eine Wehre“ kaum noch möglich. Allerdings bricht dann auch etwas 🙂
Die Drehung erfolgt aus der Hüfte, indes mit dem Griffansatz und dem Schritt.
Ringen am Schwert zu Pferd?
Auch hier zeigt uns Talhoffer dazu in einigen Bilder Antworten auf diese Frage.