Hiebe

Meyer zeigt uns 10 Hiebe. Die Stück zu diesen Hieben würden in einem Kampf zum Teil nicht funktionieren. Es sind „Lernstücke“ deren primärer Sinn darin besteht die Hiebe zu lernen.

Er unterteilt die Hiebe, entschend der „Teilung des Mannes“ auf die entsprechenden Höhen.

Meyer nutzt die Hiebe selten in einem Angriff im Vor. Seine Strategie ist: Reizen, Nehmen, Treffen. Er kämpft aus dem Nach – wartet also bis er angegriffen wird, versetzt dann mit einem Hieb und trifft mit den nächsten Hieb. Das „Versetzen und Verletzen“, das so typisch für die Deutsche Schule ist, findet sich in den Hieben nicht wieder. Es geht aber mit einem Rappier hervorragend.

Meyer 10 Hiebe

 

Schädelhau oder Hirnschlag

55v, 56 r

Stück 1 Schädelhau (im Grunde ein Scheitler)

Wenn also einer vor Dir in der Eisenport steht oder der geraden Versatzung, dann stelle Dich im Zufechten genauso.

Hebe dann Dein Rappier mit ausgestrecktem, geradem Arm hoch, so dass Deine Waffe während des Hochhebens vor Deinem Gesicht bleibt.
Achte währenddessen darauf, auf welcher Seite er sich entblößt.

Haue zu dieser Seite gerade von oben möglichst nahe an seiner Klinge herunter. Das sieht so aus, als wolltest Du ihn vorne auf die Spitze seines Rappiers schlagen.

Springe schnell zur anderen Seite und zucken Deine Waffe wieder nach oben, zu der Seite zu der Du gesprungen bist.

Und führe dann zu dieser Seite einen geraden Oberhau, nahe an seiner Klinge und gerade von oben nach unten
Bei diesem Hau sollst Du mit den Füßen, während Du einen Schritt machst, weit auseinander kommen und das vordere Knie weit nach vorne biegen, so dass sich Dein Oberkörper, mit dem Hieb nach vorne und unten senkt.
Mache es so, dass Dein Rappier, so weit wie möglich mit gerader Klinge zur Erde fällt.

Fahre schnell wieder mit Deiner Waffe hoch in den Langort um Dich zu schützen.

Ziehe unterdessen Deinen vorderen Fuß wieder zu Dir und komme mit Deinem Körper wieder aufrecht.

Senke, während Du Dich aufrichtest, Dein Gefäß wieder nach unten in die Eisenport.

So stehst Du wie am Anfang.

Soviel zu diesem Hieb im Vor.
Achte auch im Nach auf ein gute Gelegenheit.

 

Stück 2 Schädelhau aus seinem Verhauen

Wann immer Beide im Zufechten in die genannte Hut oder Versatzung kommen und Du merkst, das Dein Gegenfechter Dich zuerst treffen wird, ziehe Deinen rechten Fuß bis zu dem Linken zurück.

Während Du den vorderen Fuß zurückziehst, hebst Du die ausgestreckte Waffe nach oben vor Dein Gesicht.

Lasse seinen Hau also vor Dir fehl gehen und seine Klinge nach unten fallen, oder, wenn er schon trifft, mache das so, dass er nur Dein Gefäß erreichen kann.

Wenn nun sein Hau vor Deinem Gefäß vorüber gekommen ist, dann schlage mit einem Zusprung Deines rechten Fußes gerade von oben schneidenderweise zu seinem Kopf.

Das muss schnell gemacht werden, damit Dein Hieb trifft, bevor sein Hieb ganz um Boden gesunken ist.

Kommen danach wieder in die Versatzung, wie eben gelehrt.

 

Dämpfhau

56r, 56v

Wie es im Fechten kommen kann, dass Du zuerst im Vor und dann im Nach haust, kommt es oft vor, das ihre Beide zugleich haut.

Weil der Dämpfhau aus diesem Grund aus dem Oberhau gemacht wird, werde ich Dir erklären wie man ihn macht, am Beispiel, dass er von seiner Rechten haut.

 

Stück 3 Dämpfhau gegen Hieb

Egal ob er von der rechten Seite einen Schräghau, Querhau oder Unterhau schlägt, merke Dir:

sobald er seine Waffe zum Hieb hebt, zucke zugleich Deine Waffe hoch und springe während Du Deine Waffe hochhebst schnell aus seinem Hieb, gegen seine linke Seite.

Führe Deinen Oberhau gegen seine rechte Schulter, während sein Hau auf Dich zufliegt.

Mache es so, dass Dein Gefäß im herab fliegen, Deiner Klinge voraus läuft und so, dass Du Deine Füße mit dem Tritt weit auseinander stellst, so dass Dein Oberkörper dem Hieb folgende nach unten gesenkt wird.

Wie oben bereits gesagt, wirst Du ihn entweder auf seinem rechten Arm oder auf der Stärke seiner Klinge treffen.

Mit diesem Hau sollst Du seine Klinge zum Boden dämpfen und ihn so schwächen.

So kannst Du ihn entweder schlagen oder stechen, bevor er sich von dem Schlag wieder erholt.

 

Stück 4 Fortsetzung Stück 3

Wenn er sich aber schnell unter Deiner Klinge wieder hervor arbeiten sollte und Dich sofort wieder mit Hieben angreift, so dass Du ihn nicht angreifen kannst, dann tritt zweifach zu seiner rechten Seite aus und zucke neben Deiner linken Seite, erneut zu einem Oberhau.

Führe diesen Oberhau als Dämpfhau, indes er zu Dir schlägt außen über seinen rechten Arm gegen seine linke Schulter.

Dann triffst Du erneut, von oben nach unten, seinen rechten Arm oder seine Klinge von der anderen Seite.

57v, 57r

 

Stück 5 Dämpfhau aus der Eisenport gegen Hieb

Der Dempfhau kann auch so gemacht werden:

Begibt Dich in die Eisenport.
Wenn er auffährt, egal ob er zur rechten oder zur linken Seite schlagen will,
erhebe schnell Dein Rappier und schlage zugleich mit ihm, oben auf die Stärke seiner Klinge.

Mache es so, dass währen Dein Hau herab fährt, Deine Klinge im herab fahren nach oben steht und Dein Gefäß nach unten hängt.

Schlage also auf alle Hiebe, die er gegen Dich führt mit ausgestrecktem Arm und tief abgesenktem Körper. Dabei ist es gleichgültig ob er von rechts oder von Links schlägt.

Dabei musst Du die Füße weit auseinander stellen.

Mache das so lange, bist Du fühlst, dass er so weit geschwächt ist, dass Du ihn, bevor er sich wieder erholt hat und erneut angreifen kann, zu einer Blößen fechten kannst.

Merke Dir dabei:
Je weiter unten Dein Gegner Dich angreift, je tiefer musst Du mit Deinem Körper, durch ein weites Auseinanderstellen der Beine, kommen.

Mach es so, dass Dein Knauf während Du schlägst zur Erde gerichtet ist, so dass Du seine Hiebe mit Deiner Eisenport … … triffst. Hoch oder tief – je nachdem wie er seine Haue führt.

 

Schielhau

Der Schielhau wird gegen die Fechter genutzt, die ihre Rappier, mit ausgestreckten steifen Arm, zum Versetzen halten,

denn mit dem Schilhau treibst Du diese Fechter, aus ihrer Versatzung, nach oben.

 

56r 57v

Stück 6 Schielhau gegen den Oberhau

Nutze diesen Hau auch, wenn Du Dein Rappier mit ausgestrecktem Arm, vor Dir und hoch in die Oberhut bewegt hast um zu schlagen und Dein Gegner währenddessen einen Hieb gegen Deinen Körper führt, egal von welcher Seite er Dich angreift.

Tritt auf die andere Seite von seinem Hieb und schlage von Oben auf die Stärke seiner Klinge.

Wende Deine Hand, während Deine Klinge auf ihn herunter fährt, so dass Du, nicht mit der Langen -, sondern mit der kurzen Schneide (oder mit der Fläche) auf seine Klinge triffst.

Sobald die Waffen zusammen treffen und wenn Du ihn mit Deiner Schwäche der Kurzen Schneide noch nicht getroffen hast, so steche an seiner Klinge entlang, im Band nach vorne zu seinem Gesicht.

Während dieses Hineinstechens, wendest Du die Lange Schneide nach unten, so dass Du am Ende des Stiches im Langort stehst.

Für das Verkehren aber beachte:

Haut er von seiner rechten Seite zu Deiner linken Körperseite und Du willst auf diesen Schlag mit dem Schilhau fallen,

dann verkehre Deinen Schlag nach außen, so dass die Kurze Schneide nach unten zeigt.

Führt er aber seinen Hieb von seiner linken Seite gegen Deine Rechte, so verkehre Deine Hand im herunterschlagen nach innen gegen Deinen Körper. Die Kurze Schneide zeigt dabei auch nach unten.

Es ist gleichgültig, ob Du mit der Fläche oder mit der Kurzen Schneide an seiner Klinge anbindest.

Aber je näher ihr bei der Stärke zusammen kommt, bevor Dein Schwäche, bzw. der erste Teil Deiner Klinge hinter der seinen auftrifft, umso besser ist das.

 

Zornhau und Wehrstreich

Dieser Hieb hat im Rappier zwei Namen: Zornhau und Wehrstreich

Zornhau heißt er, wenn Du ihn ohne Hindernis, im Vor, zu seinem Körper schlägst.

Wehrstreich aber heißt der Hieb, wenn Du mit so einen Schlag, seine Hiebe und Stiche von Dir abweist.

Wie Du diesen Hieb, je nachdem, wie er sein Rappier führt, zu seiner Blöße fechten sollst, wirst Du aus den nachfolgenden Beispielen entnehmen.

 

Stück 7 doppelter Schräger Oberhau (Kreuzhau)

Wenn er sein Rappier unten führt, dann schlage, ihm schnell und unerwartet, oberhalb seines Rappiers schräg durch sein Gesicht und danach schnell erneut von der anderen Seite dagegen.

 

Stück 8 (funktioniert nicht)

Führt er sein Rappier hoch, so schlage im unterhalb seiner Waffe ebenfalls schräg durch seinen Leib.

Und dann von der anderen Seite dagegen.

Das war der Zornhau.

 

Stück 9 Der Wehrstreich

Wehrstreich aber heißt der Hieb, wenn Du mit so einen Schlag, seine Hiebe und Stiche von Dir abweist.

Dabei ist es gleichgültig, was er von oben schlägt oder sticht, denn dieser schräge Oberhau versetzt von oben, wenn Du ihn durch sein Gesicht schlägst oder gegen seine Hand.

 

Stück 10 Der Wehrstreich 2

Schlägt er aber tief, also zur Mitte Deines Körpers, dann führe Diene Hiebe auch tief und gegen seine Hand, so dass Du seine Klinge triffst.

 

59v, 60r

Das ist, genau wie ein Teil der oben stehenden Stück, kein Stück für das freie Fechten, sondern nur eine Übung um die Hiebe zu lernen.

 

Stück 12: Doppelter Rundstreich (Mittelhau, Querhaue)

„Mache den so:

A) Schlage den ersten Schlag oben quer von Deiner rechten Seite gegen sein Gesicht. Lass diesen Hieb aber nicht auftreffen. Zucken Dein Gefäß im Zuschlagen, zwischen Dir und ihm, zu Deine Linke Seite in die Hut des Ochsen. Und wende die rechte Seite gegen Deine Linke dem Gefäß nach. Du sollst dabei keinen Augenblick verharren, sondern sofort nach oben zucken und Deinen Kopf nach unten senken.

B) Und schlage den zweiten Schlag um Deinen Kopf zu seiner rechten Seite – oben quer und der Mitte oder Schulter zu. Doch schlage diesen Hieb auch nicht durch, sondern nur bis zu seiner Versatzung, soweit er diese rechtzeitig ausführt.

Fahre also während Du schlägst mit Deinem Gefäß abermals von oben zu Deine rechte Seite. Lasse Deine Klinge im zurück gehen wieder herumfahren

C) und schlage den dritten Hieb vollkommen von Deiner rechten Seite oben quer durch seinen Unterschenkel. Mit dem Schritten aber verhalte Dich sowie mit bei den ersten zwei Mittelhauen.

Setze Deinen rechten Fuß nur ein wenig vor, jedoch nicht fest auf die Erde, sondern erhoben. Oder nimmt mit diesem Schritt das Gewicht (auf das hintere Bein). So dass Du mit diesem Fuß umso besser zum dritten Hieb vortreten kannst.

Denn sobald der Fuß mit dem ersten Schritt die Erde berührt, soll er sich wieder erheben und mit dem dritten Hau fortgesetzt werden.

Diese drei Hiebe sollst Du in einem Zug, (…) mit zwei Tritten vollführen.

Außerdem soll auch der letzte Hieb am stärksten und ganz durchgeschlagen werden.

 

Die anderen Zwei sollen nicht durch, sondern nur bis an die Blöße geführt werden und dann von dieser wieder abgezuckt werden.

Und das alles, wie gesagt in einem Zug.

Wenn Du nun diese beiden Rundstreiche, den Einfachen- und den Doppelten gelernt hast und gelernt hat das Geschicklichkeit und nicht Gewalt zu allen gezogenen Schlägen gehört, wirst Du viele schöne und kunstvolle Stücke daraus fechten können.“

 

Halshau (auch ein Querhau / Zwerhau)

60r

Stück 13 Halshau

Den fechte auf folgende Art:

Führe Dein Rappier zur rechten Seite in der Unterhut oder der Eisenport und warte darauf, dass er Dir von seiner rechten Seite zufechtet. (Reizen)

Stich oder schlägt er dann zu Deiner linken Seite, dann springe gegen seine linke Seite aus seinem Stich oder Hau.

Zugleich in diesem Sprung, schlägst Du ihm von innen, flach, quer auf die Stärke seiner Klinge (einen Wehrstreich, Nehmen).

In dem Deine flache Klinge auf die seine schlägt, springe noch weiter zu seiner linken Seite.

Indes ziehe ihm Deine scharfe Schneide, nachdem Du ihm seine Klinge mit der Fläche nach unten gedrückt hast, auf seiner rechten Seite durch seinen Hals. (Treffen)

Wenn Du das von dieser (rechten) Seite vollbracht hast, kannst Du das auch von der anderen Seite machen.

60r

 

Stück 14 Halshau, wenn er sich verhaut (Mittelhau, Zwerhau)

Außerdem kannst Du den Hieb ohne alle Vorbereitung, nachdem er sich verhauen hat, mit einem Mittelhau quer gegen seinen Hals führen …

 

 

Handhaue

60v

Stück 15: Handhau

Hier merke Dir:

Immer, wenn der Gegner Dir zu dem Beinen schlägt, muss er die Hand weit vor strecken.

Deshalb kannst Du ihm leicht mit dem Bein entweichen und ihm gleichzeitig zur Hand schlagen, wie Dir das hintere Bild in der Abbildung B zeigt.

Meyer RappierHandhau

Außerdem kannst Du zur Hand schlagen, wenn er hoch oder weit um sich schlägt.

Dieser Handhau ist im Rappier einer der besten Schläge, denn wenn Dir das gelingt und er sich dagegen wehren muss, hat er schon halb, wenn nicht ganz verloren.

 

Doppelhau

 

Stück 16: Doppelhau

„Diesen macht man so:

A: Erster Hau) Schlägt jemand von seiner rechten auf Deine linke Seite, so schlage mit einem Querschlag oder Unterhau gegen seinen Schlag und fange ihn möglichst hoch in der Luft auf. (Wehrstreich oder Dämpfen)

B: Zweiter Hau) Sobald sein Hieb auf Deine Klinge glitzt, wendest Du Deine Kurze Schneide nach innen und ziehst mit Deiner Langen Schneide schnell von seiner Klinge ab gegen sein Gesicht.

C: Dritter Hau) Zucke bei solchen Hauen Dein Gefäß nach oben und lasse die Klinge unter seinem rechten Arm zu Deine linke Seite durchlaufen. (Durchwechseln nach rechts)

Springe zugleich mit gebeugtem Leib zu seine rechte Seite nach außen und haue mit der Langer Schneide von außen über seinen rechten Arm zum Kopf.“

Diese drei Haue, werden, wenn Du sie richtig machst in einem Lauf und in einer Geschwindigkeit verrichtet.

Aus diesem Doppelhau kann man leicht abnehmen. Aber man sollte auch alle anderen Hiebe doppeln.