Aus dem Vor

 Aus „dem Vor“ zu kämpfen bedeutet, dass Du ihn angreifst und er sich verteidigen muss. Das wird in den Fechtbüchern als bestes Vorgehen empfohlen. Wenn Du ihn also glaubst erreichen zu können, dann greife ihn an. Mit welchen Techniken Du das machen sollst, findest Du nachfolgend beschrieben.

Einige Erläuterungen zum Hieb, Hieb-Sprechfenster, Hieb-Sprechfenster Stich

{mp4}FilmeLichtenauer/HEMA_SchlagStich_02{/mp4}

(Training 30.10.2017)

 

Der Zornhau

Zorn bricht Pflug.

Wie in dem Film zu sehen, befindet sich Bertram nich im Pflug. Er wechselt aus „vom Tag“ in den Pflug um den Zornhau zu versetzen.

Befände er sich im Pflug würde er genau so getroffen.

Der Zornhau – auf den ersten Blick nur ein einfacher Bauernschlag – ist alles andere als Einfach. Das Geheimnis dieses Schlags liegt in dem Füßen. Du bewegst Dich auf die Seite des Gegners und in der Ziel des Schlages. Die zielst auf die rechte Schulter des Gegenfechters.

Selbst wenn es ihm gelingt Deinen Schlag zu versetzen, triffst Du dann seinen Kopf.

Mit dem Schlag schließt Du die Angriffslinie des Gegners. Dein Schlag läuft dabei quasi hinter dem Schwert des Gegners vorbei. Achte darauf, dass Deine Hände dem Schlag folgend neben Deinem Körper zum Stillstand kommen. Also wieder in einer Pflug-Position. Nur so schließt Du die Linie, wenn indes ein Gegenschlag erfolgt.

{mp4}FilmeLichtenauer/Vor/Zornhau{/mp4}

 

Der Gegenfechter reagiert hier nur mit einem „einfachen Versetzen“ zur Seite.

Das Widerspricht natürlich allen was ein „guter Fechter“ tun sollte.

„Ein Fechter schlägt, wenn er geschlagen wird,

er sticht, wenn er gestochen wird und

er schneidet wenn er geschnitten wird.“

Würde hier der Zornhau mit einem Zornhau beantwortet, dann ständen die Fechter im Sprechfenster.

 

Der Zwerhau

… bricht „vom Tag“. Hier befindet sich der Gegenfechter in „vom Tag“ eine Position, in der sich die meisten Fechter gerne aufhalten.

Natürlich wird der Zwer nicht gegen die Körperseite geschlagen, auf der der Gegenfechter sein Schwert hält – diese ist ja geschützt – sondern auf die Andere.

Auch hier liegt die Technik wieder in den Füße und in der Bewegung der Hüfte. Damit der Zwerhau wirklich triff, ist es notwendig mit dem ersten Schritt neben den Gegenfechter zu springen und dann den hinteren Fuß nachzuziehen. Dabei wir quasi in einen Ochsen geschlagen.

Der Schlag geht um die Klinge des Gegners herum. Wir schlagen also, genau so wie beim Zornhau, hinter die Klinge des Gegenfechters.

Auch hier reagiert der Gegenfechter nur mit einem einfache Versetzen und nicht mit einem Gegenschlag.

Würde er einen Gegenschlag führen, dann würde er auf der Stärke des Ochsen hängen blieben. Du bist also durch den Zwerhau geschützt.

{mp4}FilmeLichtenauer/Vor/Zwer{/mp4}

Im zweiten Teil des Videos zeigt sich sehr schön, was passiert, wenn Bertram die Hut: „vom Tag an der Schulter“ einnimmt.

Seine Reaktion aus dieser entspannten Haltung viel zu langsam und der Weg, den sein Schwert zurück legen muss ist zu lang. Er wird also immer getroffen.

 

Der Schiller

… bricht Pflug und Langort.

Der Schiller ist der schwierigste Schlag.

Einerseits erfordert er viel Selbstüberwindung, weil Du mehr oder weniger direkt auf die Klinge des Gegenfechters zugehen musst, andererseits ist er sehr Schwierig vom Timing her.

Du greifst unmittelbar seinen Kopf an und räumst gleichzeitig seinen Ort soweit zur Seite, dass Du ihn gefahrlos erreichen kannst.

Beachte bitte: Du schlägst nicht gegen die Klinge des Gegenfechters sondern streichst an ihr vorbei. Du schiebst sie leicht zur Seite und bewegst Dich gerade auf ihn zu. – Nur das verhindert, dass er durchwechselt.

Du schielst zum Ort und nimmst den Kopf. Du musst seine Klinge möglichst nahe am Ort aufnehmen und dann an ihr entlang gleiten. Hat Du den Klingenkontakt zu spät und zu nahe an seiner Stärke, dann triffst Du ihn nicht. – Ach das ist auf dem Video zu sehen.

Die Bewegung der Hände ist auch von größer Bedeutung: Aus vom Tag in den Pflug und dann in den Ochsen.

{mp4}FilmeLichtenauer/Vor/Schiller{/mp4}

Der Krumphau

… bricht Ochs.

Er gelingt nur mit einem Sprung, denn Du musst ganz auf die Seite Deines Gegners. Und zwar auf die Seite, auf der er den Ochsen macht.

Wärend Du springst, schlägst Du mit der Kurzen Schneide auf sein Schwert und drückst damit seinen Ort noch unten und triffst ihn mit Deiner Schwäche am Kopf. Dabei musst Du die Hände sehr hoch haben, damit Dein Ort sauber von oben über seine Klinge und auf seinen Kopf schlägt.

Sollteste Du nicht seinen Kopf, sondern seine Hände treffen, ist auch das gut, denn es beendet den Kampf ebenso, wie ein Kopftreffer.

Auch hier musst Du, genau wie bei dem Zwerhau, das hintere Bein nachziehen, damit Du ihn triffst.

(Es gibt drei Arten von Krumphauen: Der Krump auf die Fläche – auch als Scheibenwischer bezeichnet – der nur versetzt, aber nicht verletzt (Parade – Riposte – Fechten) der Krump gegen den Ochsen – wie hier dargestellt und den „Krump uf de Händ“ , als alternative zur Zecke.

{mp4}FilmeLichtenauer/Vor/Krump{/mp4}

Ein Problem, dass bei einem Krumphau besteht, zeigt dieses Video. Quentin ist wesentlich größer als Bertram. Entsprechend schwieriger ist es für ihn über die Klinge des Gegners zu schlagen.

Krump up de Händ …

… gegen Langort.

(diese Technik ist in den Fechtbüchern nicht beschrieben – erweist sich aber im praktischen Fechten als wirkungsvoll.)

??Video fehlt??

Der Scheitler

… bricht Alber.

und ebenso: Schrankhut, Eisenport und alle anderen Huten, bei denen das Schwert unten ist.)

Er wird hier auch mit einem Sprung gemacht. Auch hier springst Du aus der Angriffslinie des Gegenfechters heraus.

Dabei reißt Du die Klinge nach oben und schlägst gerade nach vorne. Dabei lässt Du den Ort nach unten durchfedern.

Dieser Schlag lebt von den kurzen Wegen, die Du und die Deine Klinge zurück legen muss.

Springst Du nicht aus der Angriffsrichtung Deines Gegenfechter heraus, kann er Dich treffen, indem er einfach seine Hände hochreißt.

{mp4}FilmeLichtenauer/Vor/Scheitler{/mp4}

 

Die Zecke

… bricht den falschen Pflug.

Steht auch so nicht direkt in den Quellen. Zeigt aber sehr gut, warum die Huten genau so gemacht werden, wie beschrieben.

Die Zecke ist immer dann die Technik der Wahl, wenn Dein Gegenfechter seine Hände ausgestreckt vor seinem Körper hält und nicht neben dem Körper, wie das bei einem Pflug richtig ist.

Auch hier springst Du aus der Angriffrichtung des Gegner heraus, wären Du angreifst.

Wie auf dem Video zu sehen, triffst Du ihn auch dann sicher und ungefährdet, wenn der Dich in dem Moment zu stechen versucht, in dem Du angreifst.

Beachte: Die Zecke wird nicht gerade geschlagen, sondern ähnlich dem Zornhau von rechts nach links, so dass die Linie auch von Deiner Klinge geschlossen wird.

{mp4}FilmeLichtenauer/Vor/Zecke{/mp4}

 

Nachreisen

… wenn er ausholt. Wenn er aus einer Hut zu einem Schlag ausholt und dabei sein Schwert von Dir weg zu sich hin bewegt, dann bist Du für einen kurzen Moment nicht bedroht. Das ist ein sehr guter Zeitpunkt um ihn anzugreifen.

Mit dem Angriff schließt Du immer die Linie. Zieht er sein Schwert also zu seiner rechten Seite, dann greifst Du seine rechte Seite an und umgekehrt.

??Video fehlt??

Hier werden drei Varianten gezeigt: – In dem ersten Teil befinden sich die beiden Fechter im Sprechfenster. Das Ausholen erfolgt aus der Bindung. Das ist die einfachst Art des Nachreisens.

– In dem zweiten Teil erfolgt das Ausholen in einer weiten Schwertbewegung nach hinten. Das ist die Form das Ausholens, die bei vielen Fechtern wahrnehmbar ist.

– In dem dritten Teil ist die Ausholbewegung nur noch eine kurze Bewegung der Schulter und des Schwertes nach hinten. Diese Bewegung ist nur noch sehr schwer wahrnehmbar. Sie reicht aus, um mit dem Nachreisen erfolgreich zu sein.

 

Wenn er in einer Unterhut ist

dann Oberhau und Durchwechseln.

Steht so nicht in den Texten. Es zeigt aber warum Lichtenauer nur von drei Huten etwas hält.

??Video fehlt??

 

Fechten aus dem Langen Ort

Der Langort – im Dörbringer Manuskript als „die edleste aller Huten“ bezeichnet, ist eine sehr gute Hut, um unerfahrene Fechter, die den Schilhau nicht beherrschen, zur Verzweiflung zu treiben.

Das Problem für den Gegner: Er muss zunächst Deine Klinge zur Seite räumen, damit er Dich treffen kann.

Die nachfolgenden Techniken sind in den Fechtbüchern nicht beschrieben – wirken aber hervorragend. Ich zähle sie zu den Techniken aus dem Vor, weil er Dich nicht angreift, sondern nur Dein Schwert.

??Video fehlt??

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