Selbstverteidigung Einführung
Verstehe bevor Du kritisierst:
Ein System funktioniert nur im Ganzen.
- Wenn Du also nur einen Teil heraus greifst und daran fest machst, dass etwas nicht funktioniert, dann ist das, als ob Du ein Zahnrad aus einer Uhr nimmt und daran beweist, dass eine Uhr nicht funktioniert.
- Wenn Du zu einem System etwas dazu tust, dann ist das so, als wenn Du einen Schraubenzieher in den Motor einer Maschine wirfst und glaubst, dass sie damit besser läuft.
Ein System ist wie ein Uhrwerk. Es funktioniert durch das Zusammenspiel seiner Teile.
- Lass etwas weg, und Du machst es schlechter.
- Tue etwas hinzu und Du machst es schlechter.
Ein Selbstverteidigungssystem ist immer zwei Sachen:
- ein Denksystem, dass Dir hilft einen Kampf zu verstehen und Dich darin zu bewegen.
- ein Bewegungssystem, das Dir hilft Dich so zu bewegen, dass Du den Kampf gewinnst.
Dieses Kampfsystem verfolgt ein paar
Ziele, die sich vielleicht von vielen anderen Systemen wesentlich unterscheiden:
- Es dient der Selbstverteidigung, d.h.
- es hilft einer Person, die angegriffen wird, sich selber zu verteidigen.
- Eine Person heißt: Dir selber und vielleicht hilft es Dir auch noch Deine Frau und Deiner Kinder gegen einen oder mehrere Angreifer zu verteidigen.
- Verteidigung bedeutet: Du wirst angegriffen. Du Selbst willst niemanden Angreifen. Dein Ziel ist es möglichst ohne selber verletzt zu werden aus dem Konflikt heraus zu kommen.
- Wenn es eine Möglichkeit gibt aus der Situation ohne körperliche Gewalt zu verlassen, dann wirst Du diesen Weg wählen.
- Wenn Dein Gegner Dir diese Möglichkeit nicht gibt, dann wirst Du Dich verteidigen.
- Verteidigung ist nicht passiv. Sie ist nach dem hier zugrunde gelegten Verständnis aktiv.
- Du wirst also mit allen Dir zur Verfügung stehenden Mittel gegen den Angreifer gehen und dafür sorgen, dass er (oder die Angreifer) nicht in der Lage sind diesen Angriff zu führen. D.h. anders Ausgedrückt, Dein(e) Angreifer müssen für mindestens 5 Minuten nicht mehr in der Lage sein einen Angriff zu führen.
- Mindestens bedeutet: Mindestens, es macht keine Aussage darüber um wieviel Länger als 5 Minuten mindestens ist
- Du wirst nicht darauf warten, bis der Angreifer den ersten Schlag geführt hat, oder Dich im Schwitzkasten hat, oder was auch immer getan hat um Dich das erste Mal zu verletzen, denn Du hast Verstanden, dass Du nach dem ersten Treffer von ihm bereits verloren hast. Du wirst es also auf jeden Fall vermeiden getroffen zu werden.
- Es ist kein Kampfsport. Es macht keinen Spaß und es ist nicht von Humanismus geprägt. Hier ist klar wer der Böse ist und wer der gute und hier ist die Unversehrtheit des Angreifers kein zu erstrebendes Ziel.
- Ziel ist die Unversehrtheit des Verteidigers. Jede Handlung, die diesem Ziel nützt ist gut. Jede Handlung, die dieses Ziel gefährdet ist zu unterlassen.
- Die Unversehrtheit des Verteidigers ist dann am besten gewährleistet, wenn der Angreifer körperlich nicht in der Lage ist einen Angriff zu führen.
- Wir nehme grundsätzlich an, dass der Angreifer bereit ist jedes Mittel zu nehmen um uns zu schaden. D.h. Angriffe mit einer Flasche von hinten auf den Kopf sind genauso zu erwarten, wie ein Verdeckter Messerstich in den Unterleib, Tritte in das Gesicht auf den liegenden Gegner, oder was sonst noch so an „Unsportlichkeiten“ in einer Straßenüberfall möglicherweise möglich ist. Entsprechend handeln wir von Anfang an und warten nicht „erst einmal ab, ob er das wirklich tut“. Wir geben ihm von der ersten Sekunde an einfach keine Möglichkeit das irgendwann einmal zu tun.
- Es ist für alte Männer mit schlechter Kondition, schlechter Koordination, wenig Training und Bewegungshandikapten. Für kleine Frauen, mit wenig Kraft und ohne eine körperliche Überlegenheit.
Das unterscheidet diesen Ansatz von vielem das sich zurzeit in der Kampfsport- und Selbstverteidigungsscene findet.
Es hat wenig Sinn diese Systeme mit einander zu vergleichen.
Ein Mensch der über viele Jahre regelmäßig nach diesen Systemen (Systema, KarfMagar, Eskrima, WT, O2, etc.) trainiert und über Meistergrade verfügt, mag jemanden der nach diesem System trainiert überlegen sein – oder auch nicht.
Diese Diskussion ist müßig, weil kein trainierter Kämpfer aus einem dieser Systeme einen Grund sehen wird einen alten Mann oder einer alte Frau auf der Straße anzugreifen. Die meisten erfahrenen Kampfsportler, die ich kenne sind sehr friedliebende Menschen, die Konflikte vermeiden.
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- Das unterscheidet diesen Ansatz auch von aller Kampf-Kunst. Hier gibt es keine Kunst und insbesondere keine kunstvollen Bewegungen. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass derjenige, der nach diesem System kein Interesse daran hat gut, cool, schön oder sonst wie auszusehen. Alles was wir hier machen ist direkt, effektiv und nach moralischen Kriterien dreckig.
- Das System ist nicht für strahlende junge Helden, die anschließend für ihre tolle Leistung bewundert werden und in der Presse bejubelt. Die Ziele sind wesentlich bescheidener.
- Komplizierte Techniken, die viel körperliche Übung, Beweglichkeit, etc. benötigen sind in diesem System nicht enthalten.
- Viele verschiedene Techniken, die in einer bestimmten Situation ideal sind, aber nur in dieser einen Situation funktionieren haben hier nicht zu suchen. Egal wie genial sie in der jeweiligen Situation sind. Um einen Freund zu zitieren, der an diesem System mitgearbeitet hat: „Ich will nicht erst in einer App nachschauen müssen: Wie steht der? Was kann er jetzt machen? Welche fünf Möglichkeiten habe ich, wenn er das macht, dann etwas anders zu machen.“ Viele Techniken sind schön für den Trainer. Viele verschiedene Techniken erfordern viel Training und um jede Einzelne im richten Moment auszuwählen und dann auch noch korrekt durchzuführen, erfordert noch mehr Training. Aber genau das ist hier nicht das Ziel.
- Wir haben uns also sehr wenige Techniken aus verschiedenen Kampfsportsystemen heraus gegriffen und diese zu einem sehr kleinen Bündel kombiniert.
- Wir wissen, dass es jede Menge an anderen Techniken gibt. Wir kennen und beherrschen sogar sehr viele davon. Aber im Rahmen dieses Systems spielen sie keine Rolle. Unsere Antwort auf: „Jetzt könnte man aber auch …“ ist also immer „Stimmt könnte man, aber nicht hier.“
- Ziel ist es nach einer Auseinandersetzung weiter gehen zu können, dabei niemandem weiterhin aufzufallen und gesund nach Hause zu kommen. Dabei wollen wir natürlich nicht in einen Konflikt mit dem Gesetz geraten. Das Wunschziel ist es immer, dass das Gesetze und wir uns gar nicht begegnen.
- Techniken, die nur dazu dienen den Gegner fest- und unter Kontrolle zu halten, finden hier keine Verwendung. Auch Techniken, die nur dazu dienen den Gegner auf sanftem Weg festzuhalten sind hier nicht zu finden. Menschen unter die eigene Kontrolle zu bringen, ohne zu sie verletzen ist Aufgabe der Polizei oder Aufgabe eines Krankenpflegers in der Psychiatrie. Wir wollen den oder die Angreifer ja nicht anschließend mit nach Hause nehmen.
- Wir haben keine Verantwortung für die körperliche Unversehrtheit des Angreifers.
- Ziel ist es ein Selbstverteidigungssystem zu haben, dass mit Allen möglichen Gegenständen des täglichen Leben, die in diesem Land legal mitgeführt werden dürfen, gleichermaßen funktioniert.
- Gleichermaßen bedeutet: Die Bewegungen, die dem ganzen Kampfsystem zugrunde liegen sind immer gleich, egal welchen Gegenstand wir gerade in der Hand habe – ober ob wir nichts in der Hand haben.
- Grundlage für diese Gegenstände sind hier, bzw. Übungsgeräte für diese Gegenstände sind:
- Ein Stock in der Länge eines Spazierstockes
- Ein Stock in der Länge einer Halben Stange (ca. 2 Meter)
- Ein Holzstück in der Länge eines kurzen Messers, Schraubenziehers, et.
- Die Hände.
- Ziel ist es ein Selbstverteidigungssystem zu haben, mit der sich die oben beschriebene Zielgruppe – mit einiger Übung – auch gegen bis zu drei Gegner durchsetzen kann.
- Das ergibt sich leider aus der häufigen Situation, dass ein Einzelner von Mehreren überfallen wird. Das setzt natürlich einiges an Taktik voraus, die bisher in diesem Text noch nicht beschrieben ist.
- Ziel ist es auf einen Angriff instinktiv und automatisiert, richtig zur reagieren, uns selber zu schützen und den Angriff mit den zur Verfügung stehenden Mitteln abzuwehren.
- Instinktiv bedeutet immer: ohne Überlegung.
- Das geht nicht ohne Übung. Wir müssen die Aktionen zunächst langsam lernen und dann immer weiter üben, bis sie automatisch erfolgen. Bis jede andere Reaktionsmöglichkeit erst nach einer Überlegung erfolgen kann. Das braucht viele Wiederholungen.
- Du musst nicht mit den Fäusten schlagen. Du kannst auch die Handballen verwenden. – Aber wenn Du mit den Fäusten schlagen möchtest, ohne dass Du sie Dir beim ersten Schlag verletzt, musst Du am Sandsack üben. Wenn Du mit Deinen Handballen etwas erreichen möchtest musst Du am Sandsack üben. Wenn Du mit Deinen Tritten ohne Dir die Füße zu brechen etwas erreichen möchtest, musst Du am Sandsack üben. – Selbstverteidigung geht nicht ohne Training.
- „Richtig reagieren“ bedeutet, dass Du Dich in einer für Dich sinnvollen Position zu Deinem Gegner befindest. Dafür muss Du Dich in Relation richtig zu ihm bewegen. Auch das geht nur mit Übung und setzt ein gewisses Maß an körperlicher Konstitution und Beweglichkeit voraus.
- Nichts davon ist in ein paar Stunden zu lernen, oder in einem Wochenendseminar. Und alle Kampfsporttrainer die behaupten dass so etwas geht, lügen. Solche Seminare schaffen bei den Teilnehmern ein dummes, gefährliches übersteigertes Selbstbewusstsein.
- „Mit den zur Verfügung stehenden Mittel“ bedeutet auch: Mit allem was Dir zur Verfügung steht und ohne jegliche Skrupel.
- Wenn Du dem armen Angreifer nicht wehtun möchtest, dann ist diese Form der Selbstverteidigung für Dich falsch.
- Wenn Du Bedenke hast Deinen Gegner zu verletzen: Das hier beruht auf dem mittelalterlichen Prinzip: „Töte ihn bevor er Dich tötet.“ Mit diesen Bedenken bist Du hier als falsch.
Wenn Du keine Gegenstände gegen einen Menschen benutze möchtest bist Du hier falsch. (Ich sage bewusst nicht: Waffen. Eine Waffe ist um Einsatz gegen einen Menschen gebaut. Man muss sie meisten von Zuhause mitnehmen und sie sind in der heutigen Zeit ein Problem vor Gericht.) Es geht darum einem menschlichen Körper möglichst schnell die Fähigkeit Dich anzugreifen zu nehmen. Das geht mit Gegenständen besser und leichter, als mit Deinen Händen.