Codex Belli Huten

Huten

Die Huten sind ein Bewegungskonzept.

Sie dienen dazu bestimmte Positionen, in denen sich Dein Schwert gerade befindet zu benennen.

Es sind keine absoluten Positionen.
Eher Räume, in denen sich Dein Schwert gerade befindet und aus denen heraus Du dann jeweils nur eine begrenzte Zahl an Handlungsmöglichkeiten hast.

Huten sind kein statisches Konzept.
Für jeden Kampf und für alles was Du machst, wenn Du ein Schwert in der Hand hast, gilt:

Motus

Motus bedeutet Bewegung. Also Stehe niemals still.

Oder um einen der großen alten Fechtmeister sinngemäß zu zitieren: „Nur was sich bewegt lebt. Wer sich lagert ist Tod.

Dieser Regel folgend wirst Du Deine Waffen nicht in einer Position halten. Du wirst sie ständig bewegen.
Dabei gilt:

Halte Dein Schwert so, dass Du jederzeit einen Angriff führen kannst.
Halte Deinen Schild so, dass Du jederzeit einen Angriff abwehren kannst.

Wie nehmen wir war?

Etwas was sich bewegt registrieren wir als bewegt.
Wir nehmen dieses sich bewegende Objekt nicht mehr als Bedrohung war, weil es sich bewegt.

Wenn es dann plötzlich angreift brauchen wir einen Moment länger das als Angriff zur registrieren. Diese Moment reicht für den Angreifer meistens.

Etwas, was still steht, ist leichter zu treffen.
Wir können in alle Ruhe überlegen, wo und wie wir es angreifen wollen.
Es fällt uns leicht einen Plan zu fassen, im Sinne von „ich tue das, dann tut er das und dann kann ich das machen …“.

Etwas, was sich ständig bewegt gibt uns keine Möglichkeit in Ruhe einen Plan für einen Angriff fassen zu können.
Wir müssen spontan reagieren und uns selber immer wieder auf eine neue Situation einstellen.

Es spricht also einiges dafür uns selber ständig zu bewegen.
Diese Bewegungen müssen und sollten natürlich nicht so großräumig sein, dass wir uns selber entblößen.
Meistens reichen kleine Bewegungen um für den Gegner offensichtlich die Angriffsrichtung zu verändern und ihn damit zu zwingen zu auf unsere Bewegung zu reagieren, bzw. sich uns anzupassen.

Dabei bewegen wir uns in den Huten. 
Ziel dieser Huten ist es:

Eine Blöße zu decken und Dein Schwert gleichzeitig in eine Position zu bewegen, aus der Du eine Blöße von ihm auf möglichst kurzen Weg angreifen kannst.

Eine Hut ist damit gleichzeitig eine defensive und eine offensive Position. D.H. Du kannst jederzeit aus ihr angreifen und Dich jederzeit gegen Angriffe verteidigen. Für beides kommt es darauf an möglichst kurze Wege mit den Waffen zu gehen. 

Geschwindigkeit kommt aus zwei Faktoren:

  1. Der Wege den Du zum Ziel zurück legen musst – Je kürze um so besser.
  2. Die Geschwindigkeit mit der Du Dich bewegst – je schneller um so besser.

Erfahren Kämpfer brauchen die Geschwindigkeit nicht, weil sie den Weg zu Ziel sehr kurz halten. 

Dachhut

Dachhut 3

Im historischen Fechten gibt es diese Hut nicht. Wenn es sie gegeben hätte, dann hätten diese Hut wohl rechte Zwerhut (Zwer = quer) geheißen.

Bertram steht hier in der defensiven Hut. Diese Hut ist nichts anderes, als eine Ausnutzung der Regeln. Sobald Arm und Hand Trefferzonen sind und Stiche in das Gesicht erlaubt sind, ist diese Hut absolut tödlich für Dich. 

Wir bezeichnen diese Hut auch als „Gute Deckung“ weil sie für den Gegner kaum eine Angriffsfläche bietet, wenn Dein Schild groß genug ist. Allerdings kannst Du aus ihr auch nur eingeschränkt einen Angriff führen.

Schützt: rechte obere Blöße. Hältst Du Dein Schwert so, dass die Stärke Deines Schwerte die linke Seite schützt, dann schützt Du auch die linke Schulter. Bei einem großen Gegner musst Du das Schwert höher und weiter nach hinten über den Kopf halten, sonst schlägt er Dir über diese Deckung.

Beachte hierbei: Die Schneide des Schwertes zeigt nach oben. Nur das gibt die notwendige Stabilität um einen Angriff abzuwehren. Der Ellenbogen liegt hinter der Schildkante auf. Er stützt diese gegen Stiche von einem Ger und verhindert so gleichzeitig, das der Gegner zwischen Ellenbogen und Schild unter die Achsel schlägt.

Angriff: linke obere Blöße (Unter Achsel)

Vom Tag

Codex_VomTag1
Codex_VomTag2

In „vom Tag“ befindest Du Dich, wenn Du Dein Schwert mit der Spitze nach oben und dem Griff auf der Höhe des Oberarmes oder höher hältst. 

Schutz: Die Schutzwirkung dieser Hut ist recht gering. Wenn Du das Schwert hoch hältst, dann schützt die Hut Dich unter gewissen Bedingungen gegen einen Schlag auf die rechte Schulter. 

Angriff: Dafür ist diese Hut ideal.

– Rechte und linke Schulter mit Geradem Hau.

– Rechte und linke Schulter mit Kiphau (Dabei gehen wir durch die Hut Ochs)

– Rechte und linke Schulter mit Krumphau.

– Rechter und linker Oberschenkel mit Kreishau (Dabei gehen wir durch die Hut Pflug).

Vom Tag auf der Schulter (alternativ Zornhut)

Vom_Tag_auf_der_Schulter_1
Vom_Tag_auf_der_Schulter_2

Vom Tag auf der Schulter – Du kannst auch Zornhut sagen – sieh ziemlich passiv aus. 

Die Deckung der oben Blößen ist sehr gut. 
Dafür sind die Beine ungeschützt.

Du kannst aus dieser Hut nicht angreifen, ohne das Du vorher in eine andere Hut wechselst.

Der Gegner erwartet meistens einen Angriff von Oben. 
Krumphaue zu den oberen Blößen und zu den Beinen sind aber ebenso möglich.

Hanged-Ort

Ein Hanged-Ort ist eine Hut mit hängendem Ort. Die Spitze Deines Schwerte hängt nach unten, das Gehilz zeigt nach oben. 

Den Hanged-Ort brauchst Du im Codex Belli recht häufig, wenn Du mit Deinem Schwert vor Deinem Gegner die Seiten wechselst.

Der Hanged-Ort wird auch zur Abwehr eines Angriffes genutzt.

Für den Gerkämpfer ist es eine der typischen Grundbewegungen, wenn er sich mit dem Ger verteidigen möchte. 

 

 

Ochs

Ochs_1
Ochs_2

Im Codex Belli kommt dem Ochs bei Schwertkämpfen nur eine sehr geringe Bedeutung zu.

Im HEMAC dient der Ochs zur Abwehr von Hieben die von oben kommen.
Dafür wird vom Codex Belli die Dachparade verwendet.
Und es ist die Ausgangssituation für Stiche, die von oben geführt werden.

Da Stiche zum Kopf im Codex Belli Regelwerk verboten sind, ist diese Hut selten zu finden. Diese Position wird aber bei einigen Hauen durchlaufen ohne das das den Kämpfer bewusst ist.

Mit Ger und Einhandger und Danaxt findet sich diese Position häufig, da Stiche zu den Schultern mit diesen Waffen erlaubt sind.

Schutz: Hiebe zur rechten Schulter

Angriff:

– Stiche zu den oben Blößen. Mit dem Ger auch zu den unteren Blößen

– Hieb zum linken Oberschenkel

Alber

Alber_rechts_1
Alber_rechts_2
Alber_links_1

Die Bezeichnung „Alber“ stammt aus dem Historischen Fechten.
Ein historischer Fechtmeister nennt den Alber „albern“ und diese Hut ist etwas, was ein Historischer Fechter eher vermeidet.

Oder anders formuliert:
Du kommst in den Alber, aber Du bleibst nicht da, denn wenn Du im Alber ist, dann ist Dein Kopf ungeschützt und damit leicht angreifbar.

Das ändert sich, wenn Dir ein Schild zur Verfügung steht. Dann sind Deine oberen Blößen von dem Schild gedeckt und Du kannst Dein Schwert verwenden wie Du möchtest.

Der Alber rechts ist eine gute Position von Angriffe zu den oberen und unteren Blößen zu führen.

Der Alber links (das Rechte von den Bilder) ist nützlich, wenn Du Angriffe zu den Beinen versetzen möchtest. 
Angriffe aus dieser Position sind schwierig. Aber ein Angriff zu seinen rechten, unteren und oberen Blößen ist möglich.

Schutz (Schwert): Angriffe zum Oberschenkel abwehren.

Angriff: Gerade Schläge und Kiphaue zu den Oberschenkeln.

Pflug rechts

Pflug_rechts_1
Pflug_rechts_2

Der Pflug wird im Codex Belli etwas anders gemacht als in den HEMAC. Hier bedroht der Pflug das Gesicht mit einem Stich von unten. Im Codex Belli ist er eine Ausgangssituation für das „Untenhalten von Geren“ und für Hiebe zu den unten und oben Blößen verwendet. 

Für Gerkämpfer ist der Pflug noch wichtiger und häufiger, als der Ochs. Viele Gerkämpfer wechseln nur zwischen Pflug und Alber. 

Schützen: Der Pflug schützt nur gegen einen Angriff auf Deiner Schwertseite in der Mitte Deines Körper. Das diese Stelle aber meistens auch von Deinem Schild geschützt wird, ist der Schutz, der von einem Pflug ausgeht, in der Kombination Schwert-Schild eher nebensächlich. 

Angreifen (mit Schwert):

– Gerader Hieb auf Oberschenkel rechts und links

– Kiphau hinter den Schild (Oberschenkel, Rücken)

– gezogener Schlag unter den Schild

Defensive und offensive Hut

Offensive Hut

Bist Du Rechtshänder, hältst Du Dein Schwert in der rechten Hand und Dein Schild in der linken. Hast Du als Rechtshänder das rechte Bein vorne und das linke Bein hinten, dann stehst Du in der offensiven Hut. 

Defensive Hut

In der defensiven Hut steht Du genau umgekehrt. Du hast also das rechte Bein mit der Waffenseite hinten und das linke Bein, mit der Schildseite vorne.

Was ist besser?

Es gibt kein besser oder schlechter. Du musst aus beiden Huten kämpfen können. Beide Huten sind gleichermaßen für einen Angriff geeignet und aus beiden Huten kannst Du Dich verteidigen. 

Zwischen den Huten wechselst Du, wenn Du einen Schritt nach vorne oder nach hinten machst. Ein Auslagenwechsel führt zu einem Wechsel zwischen defensiver und offensiver Hut, ohne dass Du die Mensur zum Gegner veränderst.

Körperbewegungen

Beim Codex Belli werden die gleichen Körperbewegungen verwendet, wie in allen anderen Kampfsysteme. 

Rudern, als Ruderbewegung mit den Schultern, dem Oberkörper und der Hüfte. Durch Rudern kannst Du Deine Reichweite stark vergrößern. Du kannst aber auch einem Angriff ausweichen. Hast Du einen Schild, öffnest Du durch Rudern Deinen Schild und kannst so leichter einen Angriff führen. Du schließt Deinen Schild mit der Gegenbewegung und kannst so einen Angriff abwehren. Es gibt vier Blößen, die angegriffen werden können. Die Zahl der angreifbaren Blößen kannst Du reduzieren, wenn Du Schulter und Hüfte richtig hältst.

Wenn Du beide Schulter gerade und in Richtung Deines Gegners hältst, dann bietest Du ihm beide als mögliche Trefferzonen an. Stellst Du Hüfte und Schulter so, dass die eine zum Gegner hin zeigt und die Andere nach hinten, dann kann er die hintere Schulter und das hintere Bein nur sehr schwer erreichen.

Er wird also immer das vordere Bein und die vordere Schulter angreifen. Du hast so die angreifbaren Blößen von vier auf zwei reduziert

Pendeln ermöglicht es Dir Deine Mensur zu verändern und gegebenenfalls einem Angriff auszuweichen. Gerade in der Linie liegt Rudern und im Pendeln eine Möglichkeit Angriffen auszuweichen, ohne dass Du Deine Füße versetzen musst und damit die Linie öffnest. 

Die Waage ist ein Bewegungskonzept. Der Begriff der Waage wird im Historischen Fechten verwendet. Es gibt drei Positionen der Waage:

  • Vorne, dann liegt das ganze Gewicht auf dem vorderen Fuß. Ihr steht leicht nach vorne gebeugt, so dass der Gegenfechter Eure Beine nicht erreichen kann. Als Rechtshänder schützt Euer Schild die rechte Seite. Eure rechte Hüfte ist leicht nach vorne geschoben.
  • Neutral, dann ist das Gewicht gleichmäßig auf beiden Beinen Verteilt. Ihr steht gerade und aufrecht. Euer Schild ist am Körper.
  • Hinten, dann liegt Euer ganzes Gewicht auf dem hinteren Bein. Euer Oberkörper ist nach hinten gebeugt. Eure Hüfte steht parallel zu den Schulter. Die rechte Schulter ist zurück gezogen.

Die drei Positionen der Waage können in der offensiven – und der defensiven Hut genutzt werden.

Ein paar Erläuterungen zur Fußstellung, Pendeln und Rudern

aus dem Rappierfechten erklärt.

(Training 27.10.2017)

Huten mit dem Buckler