Die Grundlagen der Aktiven Selbstverteidigung

Der Kasten

ist das was Du verteidigen must. Alles was außerhalb dieses Kastens ist, ist uninteressant.

Der Kasten

Die meisten Menschen machen Abwehrbewegungen zu weit, zu großräumig und verteidigen um sich herum vieles, was nicht verteidigt werden muss.

Je kompakter Du stehst und Dich bewegst, um so weniger musst Du auch verteidigen. Keine weiträumige Bewegung hat in der Selbstverteidigung etwas zu suchen. Alle Bewegungen die Du machst bleiben in dem Kasten und dienen dazu diesen Kasten zu schützen.

Die meisten Schläge zielen auf die Zentrallinie.
Also die Linie, die senkrecht von der Nase über das Kinn, den Kehlkopf, Solar Plexus, Bauchnabel, Blase und Genitalien nach unten führt.
Hier liegen die meisten Punkte, an denen Du nicht getroffen werden möchtest.

Und natürlich sind alle Bereiche die wir als Trefferzonen bezeichnen, auch die, die Du selber möglichst gut schützen solltest.

Für Dich ist natürlich auch jeder Angriff, der sich gegen Dein Gleichgewicht richtet extrem gefährlich.

Ein ganz zentraler Punkt für Deine Verteidigung liegt in den Huten und Deiner relativen Position zu Deinem Gegner.
Machst Du hier Fehler, dann kann Dein Gegner Dich ausmanövrieren und damit leicht besiegen.


Sehen und die Absicht des Gegners erkennen

 

Die Umwelt erkennen

Die wichtigste Empfehlung: Sei aufmerksam. Aber sei nicht auf einen Punkt fixiert.

Häufig ist es nicht die Straße, sondern ein Raum in dem Du Dich bewegst.
Und Du bist nicht immer alleine mit Deinem Gegner.

Zumeist haben wir vor der Eskalation einige Sekunden.
Die sollten wir nutzen um einmal zu schauen was um uns herum ist.

  • Wer ist in der Umgebung? Und was tun sie?
  • Wie ist der Boden beschaffen? Wieviel Platz steht Dir zur Verfügung? Welche Sachen liegen herum? Wohin kannst Du ausweichen? Wo sind Hindernisse?
  • Auch während der Auseinandersetzung lohnt sich ein gelegentlicher Blick nach rechts und links um unmittelbare neue Gefahren zu erkennen.
  • Häufig tut Dein Gegner etwas mit einer Hand um das was er mit der anderen tut zu verbergen. Oder er schaut in eine Richtung um Deine Aufmerksamkeit dahin zu lenken und so eine Gelegenheit zu einem Angriff zu erhalten.

Sehen was der Gegner tut

Nur was Du wahrnimmst kannst Du auch bekämpfen. Wir haben nur dann eine Chance auf einen Angriff zu reagieren, wenn wir diesen Angriff wahrnehmen und wir müssen ihn früh genug wahrnehmen, damit wir auf ihn reagieren können.

Es gibt zwei Möglichkeiten einen Angriff wahrzunehmen. Einerseits über das Sehen und andererseits über das Fühlen.

Sehen

Sobald wir unsere Augen auf einen Punkt fixieren, sehen wir nur noch diesen Punkt. Starren wir auf ein Faust, sehen wir die andere Faust nicht mehr und seine Füße verschwinden ganz aus unserem Blickfeld. Die Lösung liegt in einem Schielen.

Du fixierst die Augen nicht auf einen Punkt. Du versuchst den Menschen als Ganzes wahrzunehmen. Damit siehst Du zwar keinen Teil seines Körpers scharf, aber Du nimmst jede Bewegung die er macht wahr.

Das ist zunächst ungewohnt. Es wird jedoch in den meisten Kampfsportsystemen so empfohlen. (Siehe u.A.: Bruce Lee: Tao of Jeet Kune Do, Kapitel Vision Awareness, Position 1091 (Kindel).

Alternative kann es sinnvoll sein dem Gegner in die Augen zu schauen.

  • Kurz bevor er angreift, ziehen sich die Pupillen ein wenig zusammen.
  • Außerdem fixieren die meisten Menschen zunächst den Punkt, den sie anschließend angreifen werden.

Die meisten unerfahrenen Kämpfer glauben sie müssten mit der Hand mit der sie zuschlagen, zunächst ausholen. Sie ziehen also die Hand zurück um mehr Schwung zu haben.

Viele Kämpfer bewegen zunächst die Schulter, bevor sie angreifen.


Fühlen was der Gegner tut

Fühlen funktioniert nur, wenn Du Deinen Gegner zumindest mit einem Finger – besser mit einer Hand berührst. – Und das nach Möglichkeit ohne dass er sich von dieser Berührung angegriffen fühlt.
Jede Angriffsbewegung kannst Du dann wahrnehmen, wenn sie eingeleitet wird.

Dafür reicht es, wenn Du den Gegner leicht mit einem Finger berührst. Du kannst ihm auch einfach leicht die Hand auf den Arm – oder noch besser auf den Oberarm legen.

Viele Angreifer lassen das zu. Häufig beendet eine leichte – eher zärtliche Bewegung – auch die Aggression des Gegners – natürlich immer begleitet mit freundlichen Worten.
Du merkst wenn er sich bewegt, wenn er anfängt anzugreifen.

Es lohnt sich das in einer Partnerübung immer wieder zu üben.

Eine weitere Übung für das Fühlen liegt in der Übung „klebende Hände“.

Auch hier lohnt sich die Partnerübung. Du übst zuerst mit mit offenen Augen. Mit der Zeit kannst Du die Augen bei der Übung schließen. Der „Angreifer“ wird trotzdem nicht in der Lage sein Dich zu erreichen, soweit Du den Kontakt zu seinen Händen behältst.


Der Zaun

Der Zaun ist eine Technik, die einen Schutz aufbaut, wenn Entfernung zwischen „Einer Armlänge Abstand“ und dem Ringen liegt.

Sie wird weiter unten beschrieben. Du nutzt den Zaun immer, wenn Du es nicht schaffst, den Gegner auf einer Armlänge Anstand zu halten.
Die meisten Menschen mit bösen Absichten versuchen sich in eine Entfernung unter einer Armlänge Abstand zu „Lügen“ um dann ungefährdet einen Angriff zu führen und Dich mit einem Schlag niederzustrecken. Dir bleibt ohne diesen Zaun kaum eine Reaktionszeit für eine Abwehrbewegung.

Durch den Zaun – und unter Voraussetzung, dass Deine Hände höher sind, als die Deines Gegners – kannst Du „fühlen“ und auf einen Angriff reagieren (Klebende Hände) und einen Vorschlag (Erstschlag) führen und so Deinen Gegner mit einem Schlag besiegen. (Kampfdauer: 3 Sekunden).

Innen und Außen – Die Tür

sind Begriffe, die aus dem historischen Fechten kommen. Was innen und was außen ist, lässt sich am besten mit einem Rapier beschreiben.

Die Tür

Statt innen und außen finden sich auch die Bezeichnungen offene – und geschlossene Tür. Stelle Dir das also am besten wie bei einer Tür vor.

Siehst Du, wie die dargestellte rote Person direkt vor einer offenen Tür (also innen), dann bis Du in Gefahr. Stehst Du neben der offenen Tür (also außen), dann bist Du relativ ungefährdet.

Im historischen Fechten lautet die Anweisung:
Gehe immer auf die rechte (richtige) Seite. – Also dahin, wo Du relativ ungefährdet bist.
Gehe also auf die Außenseite von der Tür.

Wenn Du innen bist  – also frontal vor ihm, dann gewinnt immer der, der als  erste schlägt und trifft.

 

Die Blößen und die Trefferzonen

Die Blößen

Blößen sind ein Ausdruck aus dem historischen Fechten. Blößen beschreiben die Stellen an denen ein Mensch „blos“, d.h. angreifbar ist. Traditionell werden vier Blößen genannt.


Stehst Du Deinem Gegner so, wie auf dem Bild dargestellt gegenüber, hat er vier Blößen, die er angreifen kann. Du hast nur zwei Hände und kannst damit nur zwei Blößen decken.

Gibst Du ihm weniger Blößen, dann kann er weniger Stellen angreifen.

Stehst Du schräg zu Deinem Gegner, dann gibst Du ihm nur zwei Blößen. Eine untere und eine obere Blöße. Will er die anderen Blößen angreifen, dann muss er sich erheblich mehr bewegen um sie zu erreichen. Gleichzeitig ist der dann in der Mensur, für Deine vordere Hand und Deinen vorderen Fuß.

Siehe hierzu auch: Die Huten.

Trefferzonen ohne Waffen

Trefferzonen

Wir brauchen in der Selbstverteidigung also größere Bereiche, in denen sehr wahrscheinlich eine Wirkung erzielt wird, auch wenn diese Wirkung auf kleinere Punkte vielleicht besser wäre. Diese Punkte nützen nichts, wenn wir sie nicht treffen.

Alles Bereiche, die in diesem Bild grün gekennzeichnet sind, sind grundsätzlich sehr gut geeignet.

Aber Achtung: Die roten Bereiche sind sehr wirkungslos und zum eher dazu geeignet, dass Du Dir die Hand brichst.

Wenn Du es genauer wissen möchtest, dann zeigen Dir die nachfolgenden Abbildungen die wichtigsten Trefferpunkte im Detail. (Quelle: David Morrah, Dirty Fighting, S. 17 ff. Beachte bitte, das Buch wurde in den 40er Jahren in Camp Davis als militärisches Lehrbuch herausgegeben.)

 

Trefferzone Kopf mit Schlag

TrefferzonenHaendeFingerstiche
TrefferzonenVorne

TrefferzonenRucken

Trefferzonen für Schläge und Tritte in der Selbstverteidigung

In der Selbstverteidigung gibt es eine ganze Reihe an Punkte am menschlichen Körper, die sich als Ziele für einen Schlag anbieten. 

Diese Ziele sind – aus gutem Grund – in dem meisten Kampfsportarten verboten. 

Aber: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass diese Punkte bei einem Kampfsport nie getroffen werden. Egal wie vorsichtig die trainierende sind. Irgendwann macht einmal einer von beiden Trainierenden einen Fehler und trifft einen der verbotenen Punkte. Natürlich schützen hier Handschuhe und Kopfschutz. Aber trotzdem wird jemand der über einen längeren Zeitraum trainiert einmal an einem der Punkte getroffen werden. 

Das Risiko durch einen Kampsport schwer verletzt zu werden, oder zu Tode zu kommen ist allerdings ausgesprochen gering. 

Was zumindest es zumindest erst einmal plausibel erscheinen lässt, dass diese Punkte nicht zwangsweise zum Tod oder zu einer schweren Verletzung führt.

Im militärischen Nahkampf sind diese Punkte sowieso Ziele. Auch wenn diese zumeist nicht, oder nur mit eingeschränkter Wucht – getroffen werden, sind auch hier schwere Verletzungen äußerst selten. 

Wir können also davon ausgehen dass die „Tödlichkeit“ dieser Punkte eher in den Bereich der Mythen gehören. 

In diesen Bereich gehört auch die Hoffnung einen Angriff mit einem Schlag auf einen dieser Punkte zuverlässig beenden zu können.

Natürlich kann es sein, dass das einmal gelingt. Ein Lucky Punch ist immer möglich.

Aber leider nicht wirklich wahrscheinlich.

Du bewegst Dich. Dein Gegner bewegt sich. Er vermeidet es getroffen zu werden. Er weicht aus. Er gibt nach wenn er einen Treffer erhält.

Es wir Dir also selten und nur durch einen glücklichen Zufall gelingen diese Punkte genau zu treffen und mit der nötigen Härte um einen Kampf mit einem Schlag zu beenden.

In der Realität musst Du möglichst häufig in die Richtung diese Vitalpunkte schlagen und hoffen, dass Du mehrmals in die Nähe trifft um den Gegner daran zu hindern Dich weiter anzugreifen.

Natürlich ist es sinnvoll auf diese Punkte zu zielen und es ist gut wenn Du triffst. Zumindest tut jeder Treffe auf diese Punkte ziemlich weh und nach mehreren Treffern auf diese Punkte gehen die meisten Gegner wohl zu Boden. Aber das bedeutet natürlich Arbeit für Dich. 

Alle großen Muskeln: Oberarm, Oberschenkel, Unterarme und die gesamte Rückenmuskulatur, sind bei den meisten Menschen recht wirkungslos. Treffer auf diese Bereiche tun weh und es gibt blaue Flecken. Sie hindern den Angreifer jedoch nicht daran Dich weiter anzugreifen. Ähnliches gilt auch für den Brustkorb und bei einem trainierten Gegner für den Magen.

Viele Schmerzpunkte, die in diversen Selbstverteidungssystemen verwendet werden um Angreifer über diese Schmerzen zu stoppen sind ebenfalls nicht zu empfehlen. Bei vielen Menschen funktionieren diese Schmerzpunkte (Nervendruckpunkte) nicht. Diese Menschen empfinden einen Druck auf diese Punkte als unangenehm und vielleicht teilweise auch schmerzhaft, aber das macht sie höchstens aggressiver. Ein Angriff ist damit nicht zu stoppen. 
Zusätzlich kommt hinzu, dass diese Punkte recht klein sind und teilweise von darüber liegender Muskulatur sehr gut geschützt. Trägt der Angreifer eine Jacke oder einen dicken Pullover ist es meistens unmöglich diese Punkte überhaupt zu erreichen. Der Solar Plexus gehört auch zu den Punkte, die recht klein sind, schlecht zu treffen sind und bei den meisten Menschen keine Wirkung haben. Wäre diese Punkt auch nur annähernd so effektiv wie häufig behauptet, würden die meisten Box, Kick-Box und MMA Kämpfe mit einem „K.O. durch Schlag auf den Solar Plexus“ enden. Die Mehrheit alles K.O.-Schläge entsteht aber durch Kopftreffer.

Es gibt Punkte, auf die Du auf keinen Fall schlagen solltest.
Dazu gehören die Stirnplatte und der Ellenbogen des Angreifers. In beiden Fällen hast Du die besten Chancen Dir die Hand zu brechen. Bei dem Angreifer erreichst Du nichts.

Trefferzonen mit dem Stock

In einem Selbstverteidigungssystem darfst Du jede Stelle des Körpers angreifen.

Allerdings gibt es Stellen am menschlichen Körper, an dem Treffer mehr Sinn machen und es gibt Stellen, an denen Du mit einem Treffer wenig erreichst.

Wir gehen dabei davon aus, dass Du es mit einem Gegner zu tun hast, der kein Weichei ist – also ganz gute Nehmerqualitäten besitzt und der vollgepumpt ist mit Adrenalin, was sein Schmerzempfinden erheblich reduziert.

Die Stellen – in ihrer Rangfolge – die am besten geeignet sind, zeigen Dir die nebenstehenden Abbildungen

Trefferzohnen mit Stock - 1. Wahl

Erste Wahl

der Kopf und der Hals und
die Hände.
Im Grunde könnten wir hier noch fragen, welche Teile von Kopf und Hals am besten geeignet sind. Aber mal ehrlich, kannst Du unter Stress und wenn Dein Gegner sich bewegt so kleine Stellen zuverlässig treffen, wie die Augen oder den Kehlkopf? Das ist ziemlich unrealistisches Zeug. Versuche einfach Kopf und Hals zu treffen und sei mit dem zufrieden, was Du hier triffst. Der Treffer hat auf jeden Fall ein negative Wirkung auf die Konstitution des Gegners.

Wenn Du keine wirklich guten Chancen hast, diese Stellen zu erreichen, dann musst Du Dich mit Zielen abfinden, die wahrscheinlich etwas weniger effektiv sind aber in dieser speziellen Situation einfach besser zu treffen.

Trefferzohnen Stock - 2. Wah

Zweite Wahl

  • Schlüsselbein
  • Ellenbogengelenke
    Unterarme, möglichst nahe am Handgelenk, denn hier sind die Knochen weniger von den Muskeln geschützt.
    Diese Ziele sind mit dem Stock gut zu erreichen und die Knochen, die sich hier befinden, sind wenig von Muskeln geschützt und brechen schnell. Das alles führt dazu, dass ein Gegner unmittelbar nach einem Treffer von Dir kampfunfähig ist, was Deine Chancen, unverletzt davon zu kommen erheblich erhöht.
 

 

StockDritteWahl

Dritte Wahl

Wenn auch hier nichts geht, dann musst Du Dich mit Stellen abfinden, die zunächst einmal ziemlich schwer zu treffen sind. Diese Ziele sind klein. Dein Gegner bewegt sich und außerdem sind einige von ihnen mit Muskeln gut gepolstert.

Solar Plexus:
Wenn Du ihn treffen solltest, dann ist alles gut. Aber bei muskulösen oder dicken Menschen ist es ziemlich schwierig die richtige Stelle zu treffen und auf den Muskeln und dem Fettgewebe daneben erreichst Du wenig.

Genitalien:
Sie liegen leider ziemlich tief, so dass Du Dich (außer bei einem Unterhau) bücken und nach unten schlagen musst. Damit lässt Du während Du schlägst Deinen Kopf ungeschützt und das ist nicht klug.
Das ist ein ziemlich kleines Ziel und die meisten Männer bewegen sich so, dass Du nur sehr schlecht dran kommst 🙂

Knie:
Nun, Du musst Dich noch tiefer bücken, wenn Du mit dem Stock dahin willst und gibst damit Deinen Kopf in seine Hand.
Sind ganz toll, wenn Du dagegen treten kannst 🙂

Füße:
Toll um darauf zu treten – aber mit dem Stock eher schwierig zu erreichen.
Kurze Rippe:
Kleines Ziel, das meist mit dem Oberarm gedeckt wird, gut von Fettgewebe geschützt (und die Nieren kannst Du nur von schräghinten erreichen – also wenn er wegläuft)

Schultergelenk:
Hier sind viele Muskeln in der Nähe, bei denen Du nicht viel erreichst und für ihn ist es leicht diese Stelle zu schützen.

Oberarme und Unterarme:
Bis auf das Problem der Muskeln, die seine Knochen schützen recht wirkungsvoll. Aber bei Menschen mit niedrigem Schmerzempfinden vollkommen wirkungslos.

Mensur

Die Mensur beschreibt den Abstand zum Gegner.

  • Wenn Du in seiner Mensur bist, kann er Dich treffen.
  • Wenn er in Deiner Mensur bist, kannst Du ihn treffen.

Zwischen diesen beiden Zuständen können mehrere entscheidende Zentimeter liegen. 

Einige Mensuren sind für einen Verteidiger eher ungünstig. Andere sind eher günstig. Für die Weite der Mensur ist immer die Reichweite des Gegners entscheidend und nicht die eigene. Ist der Gegner größer als Du, hat er auch eine größere Reichweite. Tritte haben eine größere Reichweite als Schläge. Du musst ein sehr gutes Gefühl für die persönlichen Mensuren von unterschiedlichen Menschen entwickeln. Im Zweifelsfall, lasse die Mensur etwas größer. 

Wenn Du kleiner bist, als Dein Gegner, musst Du einen Schritt auf ihn zumachen um ihn zu treffen. Auf diesem Weg kann er Dich treffen, bevor Du ihn treffen kannst. Bei größeren Gegner musst Du also immer mit einem Ausfall arbeiten.

Die Mensur ist von vielen Faktoren abhängig.

Die Größe der Gegner und damit die Reichweite der Arme. Das zeigt sich sehr schön in dem nachfolgenden Video. Die „Armlänge Abstand“ wurde ja nach der Ereignissen auf der Domplatte in Köln von der regierenden Bürgermeisterin empfohlen.

Die Art und Weise sich zu bewegen. Insbesondere die Art, wie Du Dich in der Waage bewegst und  ob Du ruderst.

Begriffe für die Mensuren

Ringmensur (enge Mensur): Ihr steht so nahe zusammen, dass ihr ohne einen Schritt zu machen den Gegner jederzeit am Körper greifen kannst – oder ihn umfassen kannst. In dieser Entfernung machen gerade Fauststöße und Hammerschläge keinen Sinn. Dafür kommen Ellenbogen und Knie zum Einsatz. Natürlich kannst Du den Gegner auch werfen oder sonst irgendwie aus dem Gleichgewicht bringen.

Nahe Mensur: Du kannst ihn ohne ein Versetzen der Füße erreichen und mit einem Schlag treffen, soweit Du in der Waage nach vorne gehst und ruderst . Die Entfernung beträgt hier ca. 65 cm.

Mittlere Mensur: Du kannst ihn mit einem Ausfall erreichen. 

Sehr weite Mensur: Du kannst ihn mit einem Schritt und dann einem Ausfall erreichen. Diese Mensur hat eine ungefähre Entfernung von 200 cm.

In dem Film zeigen wir zusätzlich noch die dumme Mensur in der Du Dich in einer Selbstverteidigungssituation nur dann befinden solltest, wenn Du die Tür geschlossen hast. 

1. Szene: – Angriff: Gerader Fauststoß. Christian reagiert Indes mit Pendeln nach vorne und Elenbogenstoß. Das verwendete Prinzip: Wasser, d.h. er lässt den Angriff an seinem Block abgleiten und nutzt meine Energie gegen mich.

2. Szene: Greifen und  Kniestoß

3. Szene: „Armringen“. Christian reagiert mit Schrittdrehung und Rudern. Er agiert damit indes (ich ihn drücke) und verwendet dabei das Prinzip Wasser.

4. Szene: Die Dumme Mensur – und warum sie dumm ist.

5. Szene: Nahe Mensur. Christan greift hier mit einem Pendel, Waage nach vorne, Rudern und Geradem Fauststoß an.

6. Szene: Mittlere Mensur. Christian greift hier mit einem Geraden Fauststoß und Ausfall an.

7. Szene: Sehr weite Mensur. Christian greift hier mit einem Schritt, gefolgt von einem Ausfall und Geradem Fauststoß an.

Bewegungsrichtungen und die Mensur

Wenn Du angegriffen wirst kannst Du am einfachsten reagieren, indem Du die Mensur veränderst. Du hast immer drei Möglichkeiten. Stehen bleiben, zurück gehen oder vor gehen. Wie Du vor oder zurück gehst erweitert die Möglichkeiten erheblich.

Möglichkeit 1: Natürlich kannst Du auch da stehen bleiben, wo Du gerade bist und den Gegner empfangen. Dann handelst Du nach dem Prinzip Erde.(Link zu Erde). Aber das ist meistens die schlechteste Möglichkeit, weil es genau das ist, mit dem Dein Gegner rechnet. Die meisten Gegner zielen bevor sie eine Aktion starten. Und sie zielen immer genau dahin wo Du stehst.

Bewegungsrichtungen

Möglichkeit 2: Ist hier erheblich besser. Du weichst nach links hinten aus. Das zwingt den Gegner sich neu auszurichten, bevor er den zweiten Angriff macht. Viele Gegner verfehlen jetzt mit dem zweiten Schlag, weil sich die Mensur und die Richtung verändert.

Möglichkeit 3: Wenn Du angegriffen wirst kannst Du gerade nach hinten ausweichen. Das ist meistens die zweitschlechteste Möglichkeit, weil Dein Gegner Dir nachlaufen wird und einfach den nächsten Schlag in die gleiche Richtung setzt.

Möglichkeit 4: Entspricht weitgehend Möglichkeit 2. Achte darauf, dass Du nach außen gehst und nach innen.

Möglichkeit 5: Ist schwierig und wenn er mit einem Schwinger oder ähnlichem Angreift nicht möglich. Du kannst zu dieser Seite Durchlaufen (Link zu Durchlaufen) oder den Angriff einfach unterlaufen. (Prinzip: Wasser).

Möglichkeit 6: Du gehst direkt in den Angriff herein. Das klingt eher unklug – ist es aber meistens nicht. Diese Handlungsweise entspricht dem Prinzip Feuer.

Möglichkeit 7: Entspricht weitgehend Möglichkeit 5. Wenn Du nach innen gehst kannst Du diesen Weg allerdings ähnlich nutzen wie Möglichkeit 6, als Prinzip Feuer.

Also: „Motus – bleibe immer in Bewegung. Nur was sie bewegt. Was still steht ist tod.“ findet sich als Sinnspruch bei einem großen historischen Fechtmeister. Wenn Du Dich bewegst, wenn Du angegriffen wirst, dann vereitelst Du diesen ersten Angriff, weil er Dich nicht so trifft, wie er das gerne möchte. Wenn Du Dich weiter bewegst, dann vereitelst Du auch den zweiten Angriff, etc.

Der Film zeigt einige der vorher genannten Varianten.

Fecht(Zeit)

Die Zeiten – Vor / Nach / Indes

Im historischen Fechten gibt es drei Zeiten: Vor, Nach und Indes.

Wenn Dein Gegner im Vor ist, dann greift er Dich an und Du musst Dich verteidigen. In der Selbstverteidigung ist das zunächst einmal der Normalfall.

  • Er, als Aggressor, greift Dich an.
  • Er macht den Vorschlag und muss darauf reagieren, damit Du nicht getroffen wirst. Du bist im Nachteil, bzw. im Nach.

Greift er jetzt weiter an, bleibt also im Vor, kannst Du ihn nicht angreifen, weil Du ja auf seine Handlungen reagieren und Dich verteidigen musst.
Solange er kontinuierlich weiter angreift, bleibt er im Vor und hat damit einen Vorteil und Du bleibst im Nach – hast also den Nachteil.

Die historische Theorie: solange Du im Vor bist, also kontinuierlich angreifst, kann er Dich nicht angreifen, weil er sich verteidigen muss und irgendwann wird er es nicht mehr schaffen sich richtig zu verteidigen, wird getroffen und hat verloren. 

Im Grunde dreht sich das gesamt historische Fechten darum, wie Du im Vor bleibst, oder aus dem Nach wieder in das Vor kommst.

Die Situation ist identisch zur Situation in der Selbstverteidigung.
In den wenigsten Fällen wirst Du ihn zuerst angreifen.
Wenn Du das tust, dann steht Dein Handeln auch im Wiederspruch zu der juristischen Interpretation der Deutschen Notwehrgesetze. Hier heißt es zwar, dass Du Dich wehre darfst, wenn der „Angriff unmittelbar bevor steht“ und das kann so interpretiert werden, dass Du angreifen kannst, wenn Du sicher bist, dass er angreifen wird. Aber in der praktischen Auslegung muss er zuerst zuschlagen, damit Du zurück schlagen darfst. 

Anders formuliert: Er ist im Vor und solange es ihm gelingt in diesem Vor zu bleiben, bist Du im Nach und wenn es Dir nicht gelingt diese Situation zu ändern, dann wirst Du verlieren.

Eine Fechtzeit, ist die Zeit, die ein Fechter benötigt um eine Aktion zu machen. Wir sprechen hier vereinfacht auch von einer Zeit.

  • Wenn der Gegner einen Schlag ausführt ist das eine Aktion und braucht eine Fechtzeit.
  • Wenn Du diesen Schlag abwehrst, dann ist das ein Aktion und benötigt eine Fechtzeit.

Wehrst Du den Angriff so ab, dass er zunächst einmal einen Moment benötigt, um Dich erneut anzugreifen, dann hast Du ein Zeit Fenster gewonnen, in dem Du wiederum eine Aktion machen kannst, ohne dass er Dich angreift.

Das Vor – Die Initiative

Eine einfach Überlegung. Wer die Initiative hat bestimmt das Geschehen.

Natürlich hat zunächst einmal der Angreifer die Initiative. Er greift ja an. Lässt Du ihm diese Initiative bleibt er im Vor.
Und wer zuerst angreift, gewinnt meistens.
Wenn Du das nicht glaubst, dann empfehle ich Dir einmal einen Blick auf die Youtube Video unter „Knock out Comillation“ zu werfen.

Der einfachste Weg gegen einen Angreifer vorzugehen ist immer noch sich die Initiative zurück zu holen und zuerst zuzuschlagen.

Aber wer will das schon, zumal wir dann nach den Entscheidungen der Justiz der Aggressor sind.

Wer hat die Initiative?

Si vis pacem para bellum (Wenn Du frieden willst, sei bereit für den Krieg)

 Wer die Initiative hat, bestimmt das Geschehen – oder er kann es zumindest beeinflussen.
Das beginnt lange vor einem Kampf.

Es gewinnt bereits mit Deiner Vorbereitung.

  • Bei Dir Zuhause, indem Du alles was Du brauchen könntest so organisiert hast, dass Du innerhalb von 60 Sekunden darauf zugreifen kannst.
  • Bei Deinem Training in den Monaten vor diesem unbestimmten Zeitpunkt.
  • Bevor Du das Haus verlässt, bei der Wahl Deiner Kleidung – und dem was Du sonst noch so bei Dir führst.
  • Wenn Du einen möglichen Aggressor siehst – und bevor Du vor ihm stehst.
  • Wenn der Aggressor auf Dich heran tritt – oder Du auf ihn und in Deinem Verhalten ihm gegenüber.

 Friede auf Erden – und aggressives Auftreten vor der Auseinandersetzung

Natürlich ist es immer besser, wenn wir alle nett und freundlich mit einander umgehen.

Leider hängt es nicht von Dir ab, wie mit Dir umgegangen wird.
Oder sagen wir – höchstens zum Teil.

„The smile that you send out returnes to you“ ist in den meisten Fällen wahr.
Ebenso wahr ist aber auch: „Es kann der friedlichste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nächsten nicht gefällt“.

Und diesem bösen Nächsten freundlich, unterwürfig und ohne eine Waffe in der Hand gegenüber zu treten ist immer ein Fehler.

Die meisten bösen Nächsten reagieren wie jedes Raubtier.
Sie vermeiden es selber verletzt zu werden.
Erschein ein Gegner zu stark, zu angriffslustig, zu gut bewaffnet – dann vermeiden die bösen Nächsten den Angriff.

Ein aggressive Auftreten. Ein zeigen eine Kampfbereitschaft. Ein Selbstschutz durch eine vernünftige Verteidigungshaltung. Eine Waffe in der Hand.
All das erhöht das Risiko für den bösen Nächsten.

Und es verringert die Bereitschaft dieser Position sich in eine direkte Konfrontation zu begeben.

Hat der Angreifer immer noch die Initiative, wenn Du selber angreifst?

Schon einmal die Hände hoch nimmst, ihm ausweichst, Dich in eine Position begibst in der Du gut und er nur schwer angreifen kann?

Hat er immer noch die Initiative, wenn Du ihn anschreist? Wenn Du das Gespräch übernimmst? Bestimmst wo er hingehen muss, damit er Dich erreichen kann?

Also übernimmt die Initiative und begeben Dich selber in das Vor.
Handele und werde aktiv.

Im Vor sein  – im Vor bleiben

Wenn Du angegriffen hast – und ihn damit zwingst sich zu verteidigen (und Dich deswegen nicht angreifen zu können) – dann mache weiter.

Der Kampf ist erst zuende, wenn er nicht mehr kampffähig ist.

Bis das der Fall ist musst Du weiter machen und ihm so keine Chance geben wieder in das Vor zu kommen und Dich damit in das Nach zu zwingen.
Hier hilft nur Feuer.
Mache weiter mit maximaler Kraft und maximaler Geschwindigkeit und ohne Pause und ohne Gnade.
Weiter – weiter weiter. Immer weiter.

Indes

Die historischen Fechter in der Tradition Lichtenauers empfehlen keine Parade / Riposte Kombination. Diese Kombination ist einfach recht zeitkritisch. Solange der Gegner schnell und kontinuierlich angreift, besteht keine Möglichkeit zu einer Riposte. Du bist einfach zu sehr damit beschäftigt zu parieren. Wenn Du getroffen wirst, wird die Situation noch zeitkritischer. Nach jedem Treffer brauchst Du einen Zeitraum um diesen Treffer zu verkraften. Dieses Zeitfenster gibt dem Gegner die Möglichkeit in Ruhe den nächsten Treffer zu setzen. 

Die Lösung liegt im Indes. Indes bedeutet: Indessen er Dich angreift wehrst Du seinen Angriff ab und greifst ihn an. 

Also: indes schlage, indes steche, indes laufe durch, indes wechsle durch. 

Techniken, die speziell für das Indes entwickelt worden sind, finden sich in den Stücken zum Langen Schwert in den fünf Hieben – auch Meisterhaue genannt. Hier findest Du sie unter den speziellen Techniken zum Stock.

??Film fehlt zum Indes

  • Im Scientific Boxing gibt es hier zwei Klassiker. Der Korkenzieher Haken und das Wegducken, Durchlaufen und Gerader Schlag (?? Quelle), wie in den ersten beiden Teilen des Films dargestellt.
  • Im dritten Teil des Film wird ein Indes mit einem Ellenbogenstoß gezeigt.
  • Im vierten Teil Indes mit einem Waage nach hinten und Tritt gegen das Knie.
  • Im fünften Teil Kniestoß und Greifen gegen ein Umfassen.
  • Im sechsten Teil ein Ausweichen nach außen mit geradem Fauststoß.
  • Im siebten Teil ein Durchwechseln gegen das Greifen der Führungshand.

In jedem dieser gezeigten Techniken erfolgt der Gegenangriff in den Angriff des Gegner hinein, als in das Timing des Gegners.

Natürlich setzt ein Kämpfen im Indes eine sehr gutes Timing und Distanzgefühl voraus und natürliche eine intuitive Beherrschung der Grundtechniken. Aber mindestens so wesentlich ist die innere Einstellung. Beim Indes ist kein Zögern möglich. Indes wartet auch nicht darauf das Du angegriffen wirst, um dann etwas zum tun (das ist typische für Parade / Riposte). Indes gelingt Dir nur, wenn Du den Gegner treffen willst und zwar so schnell und unmittelbar, wie es möglich ist. Es gelingt nur, wenn Du jederzeit „auf ihn zielst“. Wenn Du jederzeit bereit bist ihn anzugreifen, sobald er sich selber bewegt. Deine Aktion muss erfolgen, wenn Du eine Bewegung bei ihm wahrnimmst und Du musst ihn treffen wollen. In jeder Bewegung mit allem was Du tust zielst Du auf ihn und greifst ihn an, wenn er nur zuckt.

Bist Du schon einmal Indes getroffen worden. – Es ist ein Erlebnis, dass durchaus interessant ist. Der Angreifer ist zunächst einmal geistig mit seinem Angriff beschäftigt. Häufig hat er bereits ein Bild im Kopf wie er den Gegner trifft und was er als nächstes machen möchte. Er rechnet damit, dass sein Angriff pariert wird – aber er glaubt sich in Sicherheit und ist auf keinen Fall darauf eingestellt selber getroffen zu werden – immerhin ist er im Vor. Zusätzlich bewegt er sich auf den Gegner zu, den er ja erreichen möchte. 

In dieser Situation, in der er sich sicher fühlt kommt ein Treffer und gleichzeitig addieren sich die Energie seines Angriff und die Energie Deines Indes geführten Schlages auf seinem Gesicht. – Der Kampf ist dann meistens nach dem ersten Indes-Treffer beendet, 

Kämpfen im Nach

Schauen wir uns einmal die Möglichkeiten an, die Du hast, solange er die Initiative hat – Also im Vor ist.

Die erste Möglichkeit ist Patschen. Sie ist nur dann gegeben, wenn Du Platz nach hinten hast, Dich in einer Mensur befindest, die mehr als eine Armlänge Abstand zum Gegner hat. Das hier ist ein Beispiel für das Prinzip: Wasser.

Patschen basiert darauf, dass Du die angreifende Hand nach innen „patschst“ und damit die „Tür zupatschst“, Du befindest Dich also kontinuierlich „außen“. Patschen sieht sehr einfach aus. Es stellt aber sehr hohe Anforderungen an das Mensur Gefühl. Außerdem: Du schlägst mit eine Hieb, von rechts nach links, bzw. von links nach rechts mit offener Hand die angreifenden Arme weg. Dieser Hieb ist fest, d.h. er entspricht in der Härte in der er ausgeführt wird mindestens einer Ohrfeige.

Die zweite Möglichkeit ist Cover. Mit Cover auf beiden Seiten schützt Du Deinen Kopf und wenn Du es richtig machst, auch Deine Körper vor Treffern. Cover ist immer dann eine Möglichkeit, wenn er so schnell angreift, dass Du nicht mehr ausweichen kannst, oder wenn Du keinen Platz nach hinten hast. Diese Form der Deckung siehst Du häufig in MMA Kämpfen. Nur mit Cover kannst Du nur verlieren. Es sei denn der Angreifer macht einen von zwei fatalen Fehlern:

  • Er schlägt mit seiner ungeschützten Faust auf Deinen Ellenbogen.
  • Er schlägt vorne auf Deine Schädelplatte.

In beiden Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich die Hand bricht, oder verletzt ziemlich hoch und damit die Wahrscheinlichkeit, dass Du ein Zeit Fenster hast das es Dir ermöglicht vom Nach in das Vor zu kommen.

Die dritte Möglichkeit sind alle Verteidigungen die mit Blocken und Versetzen zu tun haben.
Beim Blocken stellst Du seinen „angreifenden Waffen“ etwas in den Weg.
Meisten verwendest Du einen Arm oder ein Bein.
Du stoppst also seinen Angriff auf eine empfindliche Körperstelle, indem Du eine weniger empfindliche Körperstelle mit der ganzen Energie des Angriffs treffen lässt.
Cover ist eine typische Form des Blockens.
Leider eher ungewöhnlich – aber wesentlich effizienter – ist es gegen den angreifenden Arm zu schlagen. Das ist einerseits schneller – und andererseits ist seine Verletzung mindestens so groß wie Deine.

Bei dem Versetzen stellst Du dem Angriff nichts in den Weg. Du leitest ihn in eine andere Richtung.
So machst Du es beim Patschen. Auch alles Schläge bei denen Du die Angriffslinie es Gegners durchschneidest ist fallen unter diese Technik.

Die vierte Möglichkeit ist Ausweichen.
Alles Techniken von Pendel, bis Ducken und Slip sind Teil dieser Techniken. Auch in der Bewegungslehre findet Du vieles, wie z.B. das Verkehre oder Durchlaufen, dass Teil des Ausweichens ist.

Natürlich lassen sich all diese Möglichkeiten mit einander kombinieren.
Sie sind alle gut, weil sie alle verhindern, dass Du stark verletzt wirst.

Und theoretisch – wenn alles optimal für Dich als Verteidiger ist und den Angreifer sehr ungeschickt – kannst Du das stundenlang durchhalten, bis den Angreifer einfach so frustriert ist, dass er aufhört.
Theoretisch.
Praktisch gibt Du ihm jedes Mal eine neue Chance Dich zu verletzen. Irgendwann wirst Du verletzt und landest im Krankenhaus.

Vom Nach ins Vor – Parade Riposte

Wie oben gezeigt, kannst Du, solange Du nur verteidigst und damit die ganze Zeit im Nach bleibst, langfristig nur verlieren.
Die Frage ist also: Wie kommst Du vom Nach ins Vor?

  •  Die meisten Systeme im Kampfsport setzen auf Parade / Riposte.
    Der Angriff wird als zunächst abgewehrt und
    dann wird mit ein Gegenangriff gestartet.

Typisch ist dieses Konzept in allen Action Filmen.
Zuerst greift der Böse an. Der Gute wehrt den Angriff ab (und steckt dabei einiges ein).
Dann greift der Gute an und tut dem Bösen etwas weh.
Dann greift wieder der immer noch kampffähige Böse an … und so weiter.

Das ist natürlich für die Dramatik des Drehbuches absolut notwendig.
Aber leider vollkommen unrealistisch.

Keiner von uns ist nach zwei oder drei massiven Barke-Knuckel Kopftreffern noch handlungsfähig. 
Nach einem harten Treffer auf den Magen, einem Tritt gegen das Knie, etc. ist der Kampf für uns vorbei.

Und die weiteren Schläge des angreifenden Gegners werden uns, die wir zu keiner Abwehrhandlung mehr fähig sind, den Rest geben. 

Aber das Parade-Riposte Konzept ist recht erfolgsversprechend. Es ist um so besser, je weniger Zeit zwischen der Abwehr und dem Gegenangriff vergeht.
Um das zu erreichen müssen wir aus der Position heraus, in der sich unsere Hände befinden unmittelbar einen Gegenangriff starten.
Je schnelle Du den Gegenangriff führst um so erfolgreicher wirst Du mit diesem Konzept sein.

Im Faustkampf ist das recht leicht umsetzbar.
Du hast ja zwei Arme und zwei Beine und wenn Du die Konzepte, des Cover, der Blöcke, des Versetzens und des Ausweiches verstanden hast, werden sich auch nach einem Block Deine Hände immer in einer Position befinden, in der Du mit dem Arm, mit dem Du geblockt hast, unmittelbar einen Gegenangriff führen kannst. Also eine Riposte ausführen kannst.

Das ganz Parade-Riposte-Kämpfen hat trotzdem ein Timing Problem.
Wenn er schnelle Schlag, oder sonstige Angriffskombinationen schlägt, bleibst Du im Nach, weil Du keine Zeit hast einen Gegenangriff als Riposte zu führen. 
Er lässt Dir einfach keine Zeit zu einem Gegenangriff.

Ist Parade-Riposte sinnvoll?

Das Konzept: Er greift an und wir führen unmittelbar nach seinem Angriff einen Gegenangriff ist leider sehr häufig die einzige Möglichkeit.

Einerseits gibt es nichts anderes, wenn wir nicht direkt mit der Richter in einen Konflikt kommen möchten.
Denn der Aggressor muss zunächst einmal deutlich für alle zeigen, dass er nicht nur droht, sondern wirklich unsere Gesundheit gefährdet.
Selbst wenn er einen Schlag schon begonnen hat, könnte er diesen Schlag ja immer noch stoppen.
Und das ist genau das, was er vor Gericht immer behaupten wird.

Für den Richter ist er erst eindeutig der Aggressor, wenn er uns ernsthaft verletzt hat.
Also um auf der sicheren Seite vor Gericht zu sein, müssen wir zunächst einmal erkennbare Verletzungen vorzeigen können.

Aber zumindest müssen wir – wenn wir auf der juristisch sicheren Seite sein wollen – ihn zunächst einmal angreifen lassen und dafür Sorge tragen, dass alle umstehenden das wahrnehmen.

Das dieses Verhalten dumm und selbstgefährdent ist, steht auf einem anderen Blatt.

Unabhängig von der juristischen Seite, ist es in der Realität häufig so, dass der Angriff des Gegners unerwartet erfolgt und wir zunächst einmal gezwungen sind uns zu schützen, bevor wir selber angreifen können.

Es ist als notwendig Parade-Riposte zu beherrschen und entsprechend zu üben.

Was sind Grundtechniken?

Grundtechniken sind alles, was für alle Waffen benötigt wird. Sie werden hier sehr detailliert dargestellt und anschließend mehr oder weniger frei kombiniert.

Jede dieser Grundtechniken ist notwendig. 

Mehr als diese Grundtechniken sind nicht notwendig. Du kannst Du mit den Grundtechniken in den meisten Situationen gegen einen Gegner mehr als ausreichend verteidigen. 

Die Grundtechniken bilden ein System, bei dem sich jede Technik aus mehreren Komponenten zusammen setzt. Dabei gibt es:

  •  3 Körperbewegungen
  •  5 Schritte
  •  1 Grundstellung und vier Huten
  •  Armtechniken
    • 2 Stiche (Fauststöße, die Abwehr und Angriff sind, Gerader Stich mit diversen „Nicht Waffen“)
    • 2 Hiebe (Hammerschlag, Hammerschlag als Querhau, die Abwehr und Angriff sind und die gleichen Hiebe mit den Nicht-Waffen).
    • 3 Ellenbogenstöße (Nach vorne, Zur Seite, Nach hinten, von denen zwei gleichzeitig eine Deckung sind)
    • Patschen
  • Beintechniken
    • Geraden Vorwärtstritt bis maximal zum Knie
    • 2 Kniestöße (Gerade und gedreht)
    • Fußwürfe (4, je nach Richtung)
  • Greifen

Die Zahl an Techniken in diesem Selberverteidigungssystem wurde möglichst klein gehalten. Das ist genau die Philosophie hinter diesem System. Die Aussage: „Da kann man aber auch machen …“ wird hier also immer mit: „Das stimmt“ beantwortet, mit dem Zusatz: „aber das gehört nicht in das System“. Natürlich wurden in den Jahrhunderten in den es Kampfsysteme gibt viele bessere Techniken für spezielle Probleme gefunden. Natürlich gibt es immer eine bessere, schönere oder sonst irgendwie coolere Lösung. 

Diese zusätzlichen Techniken die viele andere Systeme bieten, erweitern zwar Deine Möglichkeiten – aber sie erhöhen auch die Zahl an Entscheidungen, die Du treffen muss, während eine Faust auf Dich zufliegt. In dieser Situation kommt es aber weniger darauf an die optimale Entscheidung zu treffen, sondern überhaupt eine Entscheidung zu treffen und diese Entscheidung möglichst schnell in eine Bewegung umzusetzen.