Vom Nach ins Vor – Parade Riposte

Wie oben gezeigt, kannst Du, solange Du nur verteidigst und damit die ganze Zeit im Nach bleibst, langfristig nur verlieren.
Die Frage ist also: Wie kommst Du vom Nach ins Vor?

  •  Die meisten Systeme im Kampfsport setzen auf Parade / Riposte.
    Der Angriff wird als zunächst abgewehrt und
    dann wird mit ein Gegenangriff gestartet.

Typisch ist dieses Konzept in allen Action Filmen.
Zuerst greift der Böse an. Der Gute wehrt den Angriff ab (und steckt dabei einiges ein).
Dann greift der Gute an und tut dem Bösen etwas weh.
Dann greift wieder der immer noch kampffähige Böse an … und so weiter.

Das ist natürlich für die Dramatik des Drehbuches absolut notwendig.
Aber leider vollkommen unrealistisch.

Keiner von uns ist nach zwei oder drei massiven Barke-Knuckel Kopftreffern noch handlungsfähig. 
Nach einem harten Treffer auf den Magen, einem Tritt gegen das Knie, etc. ist der Kampf für uns vorbei.

Und die weiteren Schläge des angreifenden Gegners werden uns, die wir zu keiner Abwehrhandlung mehr fähig sind, den Rest geben. 

Aber das Parade-Riposte Konzept ist recht erfolgsversprechend. Es ist um so besser, je weniger Zeit zwischen der Abwehr und dem Gegenangriff vergeht.
Um das zu erreichen müssen wir aus der Position heraus, in der sich unsere Hände befinden unmittelbar einen Gegenangriff starten.
Je schnelle Du den Gegenangriff führst um so erfolgreicher wirst Du mit diesem Konzept sein.

Im Faustkampf ist das recht leicht umsetzbar.
Du hast ja zwei Arme und zwei Beine und wenn Du die Konzepte, des Cover, der Blöcke, des Versetzens und des Ausweiches verstanden hast, werden sich auch nach einem Block Deine Hände immer in einer Position befinden, in der Du mit dem Arm, mit dem Du geblockt hast, unmittelbar einen Gegenangriff führen kannst. Also eine Riposte ausführen kannst.

Das ganz Parade-Riposte-Kämpfen hat trotzdem ein Timing Problem.
Wenn er schnelle Schlag, oder sonstige Angriffskombinationen schlägt, bleibst Du im Nach, weil Du keine Zeit hast einen Gegenangriff als Riposte zu führen. 
Er lässt Dir einfach keine Zeit zu einem Gegenangriff.

Ist Parade-Riposte sinnvoll?

Das Konzept: Er greift an und wir führen unmittelbar nach seinem Angriff einen Gegenangriff ist leider sehr häufig die einzige Möglichkeit.

Einerseits gibt es nichts anderes, wenn wir nicht direkt mit der Richter in einen Konflikt kommen möchten.
Denn der Aggressor muss zunächst einmal deutlich für alle zeigen, dass er nicht nur droht, sondern wirklich unsere Gesundheit gefährdet.
Selbst wenn er einen Schlag schon begonnen hat, könnte er diesen Schlag ja immer noch stoppen.
Und das ist genau das, was er vor Gericht immer behaupten wird.

Für den Richter ist er erst eindeutig der Aggressor, wenn er uns ernsthaft verletzt hat.
Also um auf der sicheren Seite vor Gericht zu sein, müssen wir zunächst einmal erkennbare Verletzungen vorzeigen können.

Aber zumindest müssen wir – wenn wir auf der juristisch sicheren Seite sein wollen – ihn zunächst einmal angreifen lassen und dafür Sorge tragen, dass alle umstehenden das wahrnehmen.

Das dieses Verhalten dumm und selbstgefährdent ist, steht auf einem anderen Blatt.

Unabhängig von der juristischen Seite, ist es in der Realität häufig so, dass der Angriff des Gegners unerwartet erfolgt und wir zunächst einmal gezwungen sind uns zu schützen, bevor wir selber angreifen können.

Es ist als notwendig Parade-Riposte zu beherrschen und entsprechend zu üben.